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Im Musikverein

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Nahezu zwei Jahrzehnte sind vergangen, «eit sich alle kulturell interessierten Kreise Wiens im Frühsommer 1950 zu einer gemeinsamen Aktivität mit Festspielcharakter vereinigten. Der Widerhall dieses ersten Beginnens war so bedeutsam, daß seither die Wiener Festwochen sozusagen zum eisernen Bestandteil unseres kulturellen Saisonausklanges geworden sind. Die Eigenart unserer Festwochen ist wohl vor allem in der Vielfalt und dem hohen Standard der Darbietungen zu erblicken.

Die Vielfalt ist darin begründet,

daß nicht weniger als acht Theater in der Lage sind, aus ihrem ständigen Spielplan die besten Stücke besonders gelungener Inszenierungen, Vorstellungen mit größtem Publikumserfolg während der Festwochen den auswärtigen Gästen vorzuführen und darüber hinaus noch Ur- und Erstaufführungen lebender Schriftsteller, Premieren, aber auch Gastspiele geschlossener Ensembles aus dem In- und Ausland zu bieten,

daß auf musikalischem Gebiete in den Musikvereinssälen nahezu täglich ein bis zwei Konzerte stattflnden, in einer Reihe von Kirchen die herrlichsten Messen unserer größten österreichischen Komponisten sowie Orgelkonzerte' dargeboten werden und auch die Freunde zeitgenössischer Musik ebenso wie die Liebhaber Altwiener Weisen nicht zu kurz kommen,

daß weiters etwa 30 ständige und mehrere Spezialausstellungen der auswärtigen Besucher harren, nicht zu vergessen die avantgardistischen Kleinbühnen für besondere Liebhaber modernster Kunstdichtungen.

Der allgemein hohe Standard des Gebotenen erreicht wohl seinen Höhepunkt in den Konzerten des Musikvereines. Die ersten Künstler aus zwölf europäischen und überseeischen Staaten treten mit ihren österreichischen Kollegen am Karlsplatz in einen friedlichen Wettbewerb, welchem Orchester, welchem Dirigenten, Sänger und Instrumentalisten die Siegespalme gebühre, ob wohl einem etwa 20jahrigen Jüngling oder einem gereiften Meister von 80 Jahren der Vorzug zu geben sei; Oratorien und sonstige Chorwerke, Orchesterkonzerte, Liederabende, Quartette, Instrumentalsolisten und kammermusikalische Veranstaltungen auf internationalem Niveau wetteifern um die Gunst des Publikums und bestätigen auch hier die Vielfalt auf höchster künstlerischer Ebene.

Abgerundet wird schließlich die Fülle der Darbietungen durch die sogenannten „Europagespräche“. Welches Interesse diesen Gesprächen entgegengebracht wird, unterstreicht die Tatsache, daß bisher nicht weniger als 40 Wortmeldungen aus 14 Staaten vorliegen. Man kann also wohl auf die geistige Ausbeute neugierig sein, die das gestellte Thema, „Das europäische Theater“ seinem Publikum bringen wird.

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