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Solidarische Proteste

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Angesichts dieser Attacken des ä Regimes erhob sich in der brasiliani- r sehen Öffentlichkeit ein Sturm des Protestes, der alle Grenzen konfes- i sioneller und weltanschaulicher Zu- - gehörigkeit überschritt. Erzbischof 6 Helder Camara selbst wies die gegen e ihn erhobenen Anschuldigungen mit ? Entschiedenheit zurück. Es erscheine e lächerlich, so erklärte er, daß ein 1 katholischer Bischof noch eigens beteuern müsse, nicht Kommunist zu sein. Die im Durstquadrat erscheinende katholische Zeitschrift „Forta- leza“, die eine Solidaritätserklärung mit Erzbischof Helder Camara und den übrigen Bischöfen veröffentlichte, wurde wegen „Verbreitung subversiver Informationen“ beschlagnahmt.

Die Stimmen der Kritik ließen sich jedoch nicht mundtot machen. Andere Bischöfe protestierten gegen das Vorgehen der Militärbehörden, Vertreter protestantischer Gemeinschaften erklärten sich mit Helder Camara und seinen Forderungen nach einem stärkeren Sozialengagement der Regierung solidarisch. „Zwischen Schwert und Kreuz werden wir immer das Kreuz wählen“, stellten katholische Vereinigungen in Rio in einer Erklärung fest. „Die Priester werden immer auf Seite der Armen stehen“, sagte der Provinzial der brasilianischen Dominikaner. „Wenn die Kirche die Wahrheit sagt, werden die Regierungen immer gewalttätig“, erklärte ein bekannter Armenseelsorger in Rio. Tausende unterschrieben Solidaritätserklärungen.

Rom stellte sich hinter den Bischof

Die Spannung wurde so stark, daß Marschall Castelo Branco persönlich eingriff. In einer Unterredung mit dem Apostolischen Nuntius in Rio de Janeiro, Erzbischof Baggio, soll der Präsident eine Versetzung Erzbischof Helder Camaras „nahegelegt“ haben. Gleichzeitig informierte er, wie verlautete, den Nuntius davon, daß die brasilianische Regierung eine direkte Regelung mit dem Heiligen Stuhl anstrebe und Außenminister Juracy Magalhaes in Rom den Papst persönlich informieren und mit Vertretern des Vatikans über die Krise zwischen Kire und Staat in Brasilien sowie über Möglichkeiten zur

Beilegung des Konfliktes konferieren wolle.

. Der Nuntius gab jedoch nach seiner Begegnung mit Marschall Branco öffentlich zu verstehen, daß sich der Vatikan mit Erzbischof Helder Camara und den übrigen Bischöfen solidarisch erklärte, wenn die römischen Stellen auch nicht offen Partei ergreifen wollten. Der Nuntius betonte, daß die Katholiken „ihren Hirten unterstützen“ müßten. Im übrigen sei der derzeitige Konflikt das Resultat einer ganzen Reihe von Mißverständnissen und müßte aus der Welt geschafft werden können.

Marschall Branco zeigte sich an einer derartigen Entspannung interessiert. Er begab sich selbst in die Nordostprovinzen und traf im Regierungspalast von Pernambuco mit Erzbischof Helder Camara zusammen. Obwohl über das Ergebnis des Gespräches nichts bekanntgegeben wurde, verlautete doch, daß es positiv verlaufen sei. Die kurz darauf verfügte Versetzung des Militärkommandanten, der die Bischöfe beschuldigt hatte, Wegbereiter des Kommunismus zu sein und sich mit religiösen Fragen in einer „unheilstiftenden, skandalösen Form“ zu befassen, deutete jedenfalls darauf hin, daß das Regime mit den Attacken auf die katholische Hierarchie Schluß machen wollte.

Konflikt beigelegt?

Zu einer weiteren Entspannung trug eine Begegnung Helder Camaras mit General Souza Aguiar, dem Nachfolger des versetzten Militärkommandanten, bei. Bei dieser Gelegenheit erklärte der Erzbischof, es könne nichts Demokratischeres geben, als das Volk zum Bewußtsein seiner selbst und seiner Möglichkeiten zu bringen. Er bekämpfe den atheistischen Kommunismus, indem er gegen das Elend angehe. Der General seinerseits drückte seine Freude darüber aus, daß die Kirche dem Kommunismus jene Fahne entreiße, die er sieh zunutze zu machen trachte. Schließlich wurde in Forta- leza als ausdrückliches Zeichen der Aussöhnung eine Feldmesse gehalten, an der auch der versetzte General teilnahm; Nuntius Baggio versicherte vor der Presse, das „Mißverständnis“ zwischen den beiden Gruppen habe endgültig beseitigt werden können, und von seiten des Regimes wurde die Absicht der Regierung betont, sich um die Lösung der sozialen Probleme des Nordostens mit ganzen Kräften zu bemühen.

Der offene Konflikt zwischen dem Regime und großen Teilen der katholischen Kirche Brasiliens konnte solcherart beigelegt werden. Manche Fragen bleiben allerdings noch offen, denn den Millionen in unvorstellbarem Elend lebenden Menschen im Durstquadrat ist durch diese Bereinigung . eines „Mißverständnisses“ noch nicht geholfen.

Der Bischof von Olinda und Recife, Dom Helder Camara, der vor kurzem im Mittelpunkt heftiger Angriffe der brasilianischen Regierung stand (siehe nebenstehenden Artikel), wurde vom Vatikan zum Koordinator der kommenden Generalversammlung des lateinamerikanischen 3ischofsrates (CELAM) ernannt, der im Oktober in Buenos Aires Zusammentritt.

Die „United Goan Party“, in der sich vor allem Katholiken zusammengeschlossen haben, hat eine intensive Kampagne zur Durchsetzung eines eigenen Bundesstaates im Verband der indischen Union gestartet. Gegenwärtig gehört die zu mehr als einem Drittel katholische frühere portugiesische Besitzung Goa zum indischen Bundesstaat Mahadrashtra. In den letzten Wochen sind rund 2000 Bewohner Goas, die meisten davon Katholiken, wegen passiven Widerstandes verhaftet worden.

Das österreichische Katholische Bibelwerk wurde nunmehr als kirchliche Institution errichtet. Es will alle Mittel einsetzen, die Heilige Schrift den Christen näherzubringen. Es wird für sein Wirken keinen eigenen Apparat aufbauen, sondern sich vornehmlich der Seeist rgeämter und der Katholischen Aktion bedienen.

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