Einsatzübung Schutz und Angriff - © Bundesheer

Offiziersausbildung: Wer den Frieden will, muss den Krieg verstehen

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Vor 100 Jahren, Ende 1922, trat Emil Sommer als Offizier in den Ruhestand. Heute werden Katharina Holzinger und 80 weitere Studierende unter seinem Namen zu Offizieren ausgebildet. Damals wie heute ist der berufliche Alltag geprägt vom Ringen um den Frieden.

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Vor 100 Jahren, Ende 1922, trat Emil Sommer als Offizier in den Ruhestand. Heute werden Katharina Holzinger und 80 weitere Studierende unter seinem Namen zu Offizieren ausgebildet. Damals wie heute ist der berufliche Alltag geprägt vom Ringen um den Frieden.

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Es ist der 15. Dezember 1917. In Brest-Litowsk unterzeichnen Lenins Vertraute und Deutschlands Vertreter einen Friedensvertrag. Russland scheidet aus dem Ersten Weltkrieg aus, und zahlreiche Kriegsgefangene werden entlassen. Der aus der Bukowina stammende jüdische k. u. k. Offizier Emil Sommer findet den Weg zurück in die Freiheit. Gut zwei Jahre später ist der Große Krieg endgültig vorbei, die Monarchie Geschichte und Sommer wird Österreicher. Ohne zu wissen, dass er im September 1921 das erste Gefecht des damals jungen Bundesheeres auf dem Boden der ebenso jungen Republik führen wird.

Mehr als 100 Jahre später reiht sich Katharina Holzinger bei der morgendlichen Standeskontrolle im Innenhof der Burg von Wiener Neustadt ein. Die 26-Jährige gehört zu rund 300 Fähnrichen, die an der Theresianischen Militärakademie (MilAk) in einem von zwei Bachelorstudiengängen für Militärische Führung zu Offizieren ausgebildet werden „Landesverteidigung“, sagt Holzinger, „ist mehr, als nur mit der Waffe zu hantieren.“

Es gehe um vielseitiges praktisches und theoretisches Wissen aus dem militärischen wie aus dem nicht-militärischen Bereich. Deswegen sei sie hier. Dass Arbeitgeber und Ausbildungsstätte zuletzt mit negativen Schlagzeilen auffielen, beunruhige sie nicht. Missstände gäbe es überall und es die Möglichkeit solche aufzuzeigen sei wichtig. Vieles sei auf jedoch auf ein unrealistisches Bild des Heers in der Öffentlichkeit zurückzuführen. Mit der Wahl ihrer Ausbildung sei sie sich bewusst gewesen, dass sie vor allem in Einsatzübungen körperlich an ihre Grenzen gebracht werde. Sie werde dazu ausgebildet, im Einsatzfall vielfältige und anspruchsvolle Aufgaben zu erfüllen. „Wenn wir das nicht leisten können, werden wir im Ernstfall nicht diejenigen schützen können, für die wir uns verpflichtet haben“, sagt die Jahrgangsnamenbeauftragte. Der Name: Generalmajor Emil Sommer.

Ein guter, dienstfordernder Kamerad

1908 attestierte ihm die k. u. k. Armee: „Er beurteilt taktische Situationen richtig und zeigt Pflichtgefühl und Interesse für den Dienst. Er führt und instruiert eine Kompanie in allen Lagen mit Verständnis und Geschick. Er ist ein guter Kamerad mit sehr guten Umgangsformen und bewegt sich in bester Gesellschaft. Er wirkt auf Untergebene sehr gut ein und sorgt sich um deren Wohl, besitzt daher deren Vertrauen. Er ist dienstfordernd.“

Tugenden, denen an der Theresianischen Militärakademie bis heute „absolute Aktualität“ zugeschrieben wird, erklärt die Kommandantin des Jahrgangs Sommer, Julia Wenninger. Sie ist im Rang des Hauptmann und die erste Jahrgangskommandantin an der MilAk. Ein Faktum, das in ihrer täglichen Arbeit nichts zur Sache tut. Darauf lege sie Wert. „Es ist keine Leistung, dass ich als Frau geboren wurde“, meint sie. Relevant für die ihr anvertrauten Soldaten sei nur die Führungsleistung, um ihre Fähnriche zu pflichtbewussten Offizieren auszubilden, die für den Ernstfall gerüstet sind.

Man müsse sich vor Augen führen, dass es ein Beruf ist, bei dem man im Einsatzfall auch Menschen töten können muss. Nur eine von vielen möglichen Situationen, die die künftigen Offiziere bewältigen können müssen. Soldat sein bedeute Frieden sichern, keinen Krieg schaffen. Wenninger ist überzeugt, dass ihre Studierenden einen Beitrag dazu leisten: „Das machen sie allein durch ihre Berufswahl.“

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