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Drei Frühvollendete
Der Innsbrucker Hofgartenpavillon zeigt eine erlesene, locker angeordnete Auswahl aus dem Schaffen dreier Künstler, die zu früh unserem Land entrissen wurden, in ihrer kurzen Lebensspanne aber eine schöne Erfüllung erreicht haben.
Der begabteste unter ihnen war Alphons S c h n e g g. Wir kennen von ihm noch eine Reihe bedeutender Bilder in Tiroler Privatbesitz. Immerhin kann man sich von seiner Kunst durch das große Bild „Trio”, wo drei Personen sich völlig versunken dem Zauber der Musik hingeben, einen Begriff machen. Die Kunst Schneggs ist von einer sehr zarten, schwebend-visionären und schwermütigen Weise. Auch mit seinen stark farbigen, dunkel glühenden Landschaften aus Bosnien und Dalmatien mit ihren heftig bewegten Erdwellen und klaren Architekturen ist der Künstler gut vertreten. Sein heute gesuchter expressiver Holzschnit „Resurrexit" zeigt Anregungen von Albin Egger-Lienz, die jedoch in seinem einzigen Fresko, dem monumentalen Mühlauer Kriegerdenkmal von 1926, sehr selbständig verarbeitet sind. Alphons Schnegg wurde in Mühlau am 2. November 1895 geboren und schlug auch dort nach dem ersten Weltkrieg und nach Studien in Wien und München seine Werkstatt auf. Als ihn am 10. April 1932 ein tückisches Leiden aus seinem reichen Schaffen herausriß, ging der Heimat eine vielversprechende Kraft verloren.
Von Sepp Orgler, dem am 11. Dezember 1911 in Wörgl geborenen, am 2. Mai 1942 bei Orel gefallenen Maler — er wollte ursprünglich Plastiker werden und wandte sich erst unter dem Einfluß Professor Böckls an der Wiener Akademie der Malerei zu —, zeigt die Ausstellung einige figurale Kohlestudien. Eindrucksvoll sind Orglers Oelbilder „Mutter" und „Junge Frau". Das kleine Oelbild „Mädchen im Garten", ein Kabinettstück andeutender Malerei, zeigt uns, wohin den sehr begabten jungen Künstler sein Weg geführt hätte.
Der Plastiker Karl Bodingbauer, ein geborener Wiener (2. Februar 1903), der auch dort an der Kunstgewerbeschule und bei Professor Hanak seine Ausbildung erhielt, ist später ganz in Schwaz heimisch geworden. Seine frühe Art zeigt auf der Ausstellung eine Vitrine mit gediegenen Kleinplastiken in Bein und Edelhölzern. Bald ging Bodingbauer zur großen Plastik über und wählte hierbei gern Holz und Metall. Er war einer der wenigen Künstler, die sich heute noch auf Kupferblechtreibarbeit verstehen. Markante Beispiele auf der Ausstellung für diese nie kleinlich wirkende Kunst Karl Bodingbauers sind die „Frau im langen Kleid", verschiedene Porträtmasken und das Modell für die große Treibplastik des „Sackträgers" an der Rauchmühle in Innsbruck. Von den sechs holzgeschnitzten Brüstungsfiguren im Salzburger Festspielhaus von 1926, wo der Künstler mit Clemens Holzmeister und Anton Faistauer zusammenarbeitete, sind fünf auf der Ausstellung zu sehen. Sie gehören zum Besten, was uns Karl Bodingbauer, der am 28. September 1946 allzu früh starb, hinterlassen hat.
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