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Gutersloh, Nay

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Die große Ausstellung von Werken des Schriftstellers und Malers Albert Paris Gütersloh in den Ausstellungsräumen der Akademie der bildenden Künste ist sehr gut geeignet, die bereits dn zwei anderen Expositionen (Galerie im Griechenbeisel, Galerie Würthle) gewonnenen Eindrücke zu vertiefen und zu erweitern. Der Maler Gütersloh entwickelte sich von relativ lockeren Bildern, die in der Nähe von Max Oppenheimer („Mopp“) stehen, zu einer sich immer mehr verfestigenden und verhärtenden Malweise, die seine Arbeiten in den Bereich des „magischen“ Realismus bringen. Ihre eigenwillige Akribie und Buntheit entspracht einer schillernden Persönlichkeit, in der die Lust zum Detail die plastische Form überwuchert, die anekdotische Erzählung — kunstvoll oder naiv stilisiert — den allgemeinen Zusammenhang aufhebt. In ihrer Freude am Bizarren und in ihrem kalten Manierismus steckt ein wesentliches Element österreichischer Psyche.

Dem deutschen Maler E. W. Nay — Jahrgang 1902 — hat das Museum des XX. Jahrhunderts eine große Retrospektive gewidmet. Neys Bilder sind van Anfang an vom Dekorativen geprägt. Bereits in seinen frühesten — noch gegenständlichen — Bildern fällt die ungenügende plastische Formulierung auf. Daraus erscheint der Weg über die summarischen Fagurationen der dreißiger Jahre, die

Farbhäufungen der späten vierziger Jahre, die Scheibeh-„Blüten“-Bilder der fünfziger Jahre (Nolde!), zu den sich oberflächlich an Matisse und Jugendstil orientierenden neuen Bildern vorgezeichnet. Aber selbst im Dekorativen führt die geringe Formkraft und -zucht des Malers in übersteigerten Formaten nicht zu der gewünschten Arabeske, sondern zu nur selten geschmackvollen „pop“-igen Stoffmustern, denen in jeder Beziehung der Rapport fehlt. Eine in ihrer Belanglosigkeit enttäuschende Ausstellung.

Die Zeichnungen Godwin Ekhards in der „Galerie zum Basilisken“ sind in ihrem phantastischen Manierismus mehr geschickte Vorgabe als tatsächlicher Bestand. Ihrer manchmal geschickten literarischen Erfindung entspricht wenig eigentliches zeichnerisches Können.

Hingegen wirken die Lithographien des türkischen Graphikers Tuyfcun Caylakli, die im Türkischen Informationsbüro am Schottenring gezeigt werden, sehr interessant. Tuykun, der in Wien studiert, findet im Steindruck zu einer wirklichen persönlichen Synthese verschiedenster Einflüsse, die formal und farbig meist sehr reizvoll sind. In der Beweglichkeit seines künstlerischen Temperamentes und einer gewissen Intensität seiner Ausdrucksmöglichkeit sind starke Entwicklungsmöglichkeiten vorhanden.

Sehr amüsant ist die Ausstellung von Aquarellen von Walter Schmög-ner, die in den Bereich der „Comic Strips“ und der Illustrationen von „MAD“ gehören. Das graphische Stilisierungsvermögen von Schmög-ner in seinen bizarren Karikaturen ist beträchtlich und sehr persönlich, das haben seine Zeichnungen schon immer bewiesen. Seine Weit ist die einer morbiden Gewaltsamkeit, liebevoller Nekrophilie, ver-„pop“-ter Aggression. Ein sehr begabter Illustrator und Karikaturist. — (Bei Christian M. Nebehay in der Annagasse zu sehen.)

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