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Österreich im Bild

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Oesterreich ln Farben. Von Kurt Peter Kar- feld. Text von Josef Friedrich Perkonig. Verlag der Oesterreichischen Staatsdruckerei, Wien. 16 ganzseitige und 36 kleinere Farbtafeln, 59 Seiten Text. Preis 163.20 S.

Die Oesterreichische Staatsdruckerei hat mit oft bewährter Liebe, mit erlesenem Geschmack und reifem technischem Können ein Farbbildwerk über Oesterreich geschaffen, zu dem K. F. Perkonig leicht beschwingt und kenntnisreich den Text verfaßte. Um ein für Oesterreich repräsentatives Bildwerk zu vollenden, wurden dem schönen Band Farbbilder von K. P. Karfeld eingefügt, die teils als ganzseitige Tafeln, teils als kleinere Blätter eingeklebt wurden.

Bestürzt müssen wir feststellen, daß diese Farbaufnahmen nicht geeignet sind, den Reiz, die Schönheit, die Eigenart Oesterreichs anschaulich zu machen. Das liegt zum Teil an der Wahl der Bijd- motive: Manche der bedeutendsten Stadt- und Ortsveduten unserer Heimat sind unlösbar mit dem landschaftlichen Rahmen der Siedlung verbunden, so zum Beispiel Badgastein mit der Schlucht und den stürzenden Wassern der Ache, Kitzbühel mit dem Zackenkamm des Wilden Kaisers, Innsbruck mit der überragenden Nordkette. — Falls ein Lichtbildner, auf der Suche nach neuen, ungewohnten Ansichten, diese wesentlichen Bestandteile des Stadtbildes geflissentlich meidet und, etwa wie Karfeld, Gastein und Kitzbühel nur von flachem Feld, mit nichtssagenden Höhen im Hintergrund, oder Innsbruck nur gegen Süden zeigt, raubt er dem Bilde seine Wesenszüge. — Karfelds Bilder leiden zumeist an unbefriedigender Gestaltung des Vordergrundes: Wenn man Kraftfahrzeuge groß vorne ins Achental oder auf den Grazer Stadtplatz bildbelebend hinstellt, so geht es einem solchen Bild wie einer Modekrawatte: Nach wenigen Jahren „kann man es nicht mehr anschauen”. Die Ansicht von Schloß Eggenberg enttäuscht wieder durch die langweilig im Vordergründe hingehende grelle Wiese, jene von Steyr durch die insgesamt nach rechts, jene von Frohnleiten durch die ausnahmslos nach links „fallenden” Häuser. Die Salzburger Stadtveduten Karfelds suggerieren mit den unreinen Farben der zumeist beschatteten Mauerflächen von Dom und Festspielhaus die Erinnerung an die alte, unbegründete Sage vom „Schnürlregen”. — Wenn man es endlich wagt, mit einer einzigen Aufnahme eine zureichende Vorstellung von österreichischem Menschentum zu geben, so dürfte es doch niemals in der Form einer unbeholfen alte Tracht tragenden Frau geschehen, die sichtlich verlegen in einem Hausflur posiert. So verewigt man höchstens — Provinzlertum.

Gültig bleibt an den Bildern dieses Buches eine Reihe guter Aufnahmen aus dem Hochgebirge und von spiegelnden Seen — allzu wenig, um damit Oesterreich angemessen vor Augen zu stellen. Das hätte wohl jeder heimische Berufslichtbildner besser verstanden.

Oesterreich. Kunst und Kunstschätze. Gestaltet und erläutert von Maria Neuss er-Hromotka. Einführung von Karl Oettinger. Pinguin-Verlag, St. Johann in Tirol, Umschau-Verlag, Frankfurt am Main. 12 Seiten Text und Register, 96 ganzseitige Bilder, 1 Farbtafel. Preis 85 S.

Diesem schönen Bildband hat Karl Oettinger eine vorzügliche Einleitung vorangestellt, die in meisterhafter Kürze und ansprechender Form das Wesentliche ausspricht, was über Oesterreich als kunstschaffendes und Kunst erwerbendes Land zu sagen ist. Dagegen erwies es sich als unmöglich, mit 97 Bildern den unvergleichbaren Reichtum der Kunstkammer Oesterreich anzudeuten. Diese Bilder sind sehr schön — nur die toll ausgeleuchtete Aufnahme des Orgelfußes von St. Stephan und jene der vom Rücken (1) her gesehenen Bronzebildwerke des Innsbrucker Maximiliangrabes fallen peinlich ab; doch ihre Auswahl ist anfechtbar, da der geniale Michael Zürn der Jüngere darin überhaupt nicht und G. R. Donner nur unzureichend vertreten ist; kaum glaublich aber ist, daß der Stephansdom und -türm, die Wahrzeichen Wiens und Oesterreichs, als architektonische Schöpfungen keines Bildes gewürdigt wurden. Die Bleistiftzeichnung R. v. Alts kann weder diesen Mangel gutmachen noch den Großmeister der Alt-Wiener Vedute angemessen vertreten,

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