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Situation 62

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So nannte sich der Zyklus von Vorträgen und Rundgesprächen, mit dem das Grazer „Forum Stadtpark“ die neue Saison eröffnete. Die Situation der österreichischen Malerei sollte eine Gemäldeausstellung im gleichen Hause beleuchten. Der Titel der Schau aber — „Österreichische zeitgenössische Malerei“ — war entschieden zu hoch gegriffen. Mehr als ein Drittel der ausstellenden Maler stammt aus der Grazer „Jungen Gruppe“, dem Hausverein des „Forum Stadtpark“; mit einer einzigen Ausnahme gab es nur abstrakte Werke zu sehen: Daraus läßt sich bereits erkennen, daß die kleine Ausstellung zufolge einer gewissen Einseitigkeit weder ein repräsentativer Uberblick über“ die österreichische noch über die zeitgenössische Malerei sein konnte. AI* Information des Publikums über den derzeitigen Standpunkt diverser malerischer Talente (Pölzl, Winkler. Schwarz, Stau-dacher, Fruhmann, Rotterdam und Waldorf etwa) erfüllt sie jedoch ihren Zweck.

Den Eindruck gemäßigter Modernität vermittelt eine Ausstellung des Grazer „Werkbundes“, die ausschließlich den Arbeiten dreier Mitglieder gewidmet war. Der Bildhauer Alexander Wahl beherrschte mit seinen Porträt- und Tierplastiken den Saal. Das Bedeutende an Wahl ist sein eminentes Gefühl für das Material, das ihn stets an der blockhaften Form seiner Skulpturen festhalten läßt. Hans A d a m e t z hingegen zeigte in seinen keramischer Arbeiten wieder den fast skurrilen Humor, de man an seinen Gestaltungen seit langem schätzt. Nach der malerischen Seite hin wurde die Schau ergänzt durch den Niederösterreicher Leopold Birstinger: spätexpressionistisch anmutende Holzschnitte und Radierungen mit teilweise sozialem Unterton, farbkräftige, ja manchmal fröhlich wirkende Aquarelle und Gouachen —, insgesamt die sympathische Bekanntschaft mit einer schlichten und ehrlichen Künstlernatur.

Die „Neue Galerie“ zeigt eine Tom Arts Council of Great Britain zusammengestellte Photoschau unter dem Titel „EnglischeArchitekturheute“. Die Exposition bringt markante Bauten aus den Jahren 1956 bis 1961 und bietet einen trefflichen Überblick über das Wesentlichste aus der regen Bautätigkeit Englands. Dabei fallen besonders die vorbildlichen Industriebauten — saubere, gut gestaltete Laboratorien in Grünanlagen — und die viel stärker als bei uns aufgelockerten Schulkomplexe mit ihrem Pavillonsystem ins Auge. Gemessen an unseren vielfach phantasielosen Wohnhausbauten wirkt die englische Lösung des Wohnbauproblems, die 80 Prozent aller Bewohner in Einfamilienhäusern mit Garten unterbringt, einfach bestrickend. Und was die architektonischen und städtebaulichen Leistungen in den „new towns“, den neuen, gesunden Mittelstädten im Grünen, betrifft, so können wir England um seine fortschrittlichen und dennoch immer hanrjwerklich Soliden Architekturen nur beneiden.

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