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Solisten und Ensembles

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An drei Cembaloabenden musizierte Ralph K i r k-patrick eine stilistisch vergangene Welt mitten in die Gegenwärt hinein und einen Nuancenreichtum von Klang und Ausdruck, wie ihn kaum jemand dem Instrument zugestanden hätte, ohne den absolut männlichen Duktus des Spieles aufzugeben. Dennoch geht die stärkere Wirkung vom Geistigen seiner Interpretation aus, das sich noch im spielerischen Scarlatti, dem, so wie J. S. Bach, ein ganzer Abend gewidmet war, dominierend zeigt und seinen Niederschlag in präziser Phrasur und architektonischer Ausgewogenheit findet, die ein Gleichgewicht zwischen Form und Ausdruck herstellt, das immer überraschend und erhebend wirkt. Wenn ein Wunsch offenblieb: von den Werken der französischen Cembalisten (Champion de Chambonnieres, Couperin, Rameau usw.) hätte man sich eine größere Auswahl gewünscht.

Enrico M a i n a r d i (Cello) und Carlo Z e c c h i (Klavier), dem Wiener Konzertpublikum längst vertraut, bilden in ihrem Musizierstil eine prickelnde Einheit gegensätzlicher Temperamente, Geist und Vitalität in ihrer ständigen Spannung und Durchdringung. Die Unmittelbarkeit) der Wirkung wird durch dieses Spiel und Ineinandergreifen der Kräfte mächtig gesteigert. Die großen Sonaten von Beethoven (op. 69) und Brahms (op. 99) hörte man selten in solch zeitloser Lebendigkeit musiziert. Dazwischen erklang als Ueberraschung eine Sonate von Enrico Mainardi, ein nobles Werk von durchaus persönlicher Handschrift, in dem der Komponist sich mit dem Problem der Dodekaphonie auseinanderzusetzen sucht.

Im Kuppelsaal des Schwarzenberg-Palais konzertierte das Ensemble für alte Musik „Concentus M u s i c u s“ auf alten Instrumenten Werke von Posch, Scheidt. Buxtehude, Rosenmüller, Händel und J. J. Fux. Hier wird nicht historisiert, sondern historisch musiziert, sowohl im Geiste als in der Spielpraxis, in diesem Falle also des Barock. Instrumente, Spielart, Saal und Akustik sind fast gleichwertig in diese Stilwirkung einbezogen. Die gestellten Probleme löste das fleißige Ensemble auf allen Linien, nicht zuletzt durch absolut sauberes Spiel, genaue Phrasur und Ausdruck echten Stilempfindens.Ohne Namen zu nennen, möchten wir diese Musiziergemeinschaft als solche in ihrer Absicht anerkennen und in ihrer Praxis loben. Was durch sie vermittelt wird,. sind nicht nur klangliche, sondern vor allem ethische Werte.

Electra Arthur sang ein apartes Liedprogramm mit schöner, dunkler, durchgebildeter Stimme. Es lag in der Natur dieses Programms, daß die erste Nummer: „Paratunv cor meum“ von Heinrich Schütz in der i Qualität von Werk und Wiedergäbe nicht mehr erreicht wurde. Denn Beethovens Irische Lieder gehören so wenig zu den bedeutenden Kompositionen Beethovens wie die „Sechs deutschen Lieder“ von Ludwig Spohr für diesen charakteristisch sind. Nichtsdestoweniger war es anregend, sie wieder einmal gehört zu haben.

Dagegen brachte die Sängerschaft „W a 11 h a r i a“ in ihrem Chorkonzert ein vielfältiges gemischtes Chorprogramm in großer Disziplin, sauberer Intonation und geistigem Habitus. Neben Alessandro Scarlattis „Exultate“ und Mozarts „Adoramus te“ standen Johann Nepomuk Davids „Kume, kum“ und Zöltan Kodälys „Szekler Klage“, neben Orlando di Lassos „Echo“ und Scandellis „Hennleiri weiß“, Georg Grubers „Entre le boeuf et l'ane gris“ und Hans Wäwrziks „Vale universitas“. Der Dirigent Bruno Wind hat seinen Chor stimmlich und musikalisch geschult und macht ihm durch das Weglassen aller dynamischen und deklamatorischen „Mätzchen“ die Bahn frei zum Erfolg.

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