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Saisonbeginn in Graz mit Wagner
Graz ist offenbar auf dem besten Wege, sich seinen alten Ruf als Wagner-Stadt zurückzuerobern. Nach einigen dem Neu-Bayreuther Stil zum Teil verpflichteten Aufführungen der letzten Jahre (wovon besonders der „Parsifal“ in Erinnerung geblieben ist), hatte es Andre Die hl heuer auf sich genommen, Wagners „Walküre“ neu zu durchdenken, vom bürgerlich-naturalistischen Beiwerk zu befreien und in reiner, aller peinlichen Pathetik entkleideter Größe seinem Publikum vor Augen zu führen und dabei die sparsame Gestik einzig aus der Musik zu entwickeln Gefallen sind natürlich fast alle gewohnten Attribute: Helme, Schilde, Brünnen, ja selbst Wotans Locke. Wolfram S k a 1 i c k i hat die Bühne entrümpelt, nicht so radikal vielleicht wie es in Bayreuth geschah, aber dabei dennoch die Wirkung heroischer Landschaften mit riesigen Dolomittürmen und wirbelndem Nebelgewölk erzielt und im ersten Akt in geschickter Weise den Charakter des Innenraumes durch einen nach vorne aufgebrochenen Ring gewahrt, der die Szene und gleichzeitig den zweigeteilten Eschenstamm wie eine steinerne Klammer umspannt Das alles ist großartig, und ebenso rühmenswert ist die Leistung des Wagner-Experten Maximilian Kojetinsky am Pult, der — fern allem effektvollen Lärm — sich im besonderen der Innigkeit der Lyrismen annahm. Dazu kam noch eine zum Teil geradezu ideale Besetzung: Otto Wieners Wotan kommt der modernen Sicht dieser Gestalt erstaunlich entgegen, seine Darstellung ist , sozusagen bartlos wie sein GesKhbadie Stimme me . ri taHischriklamwid. edel, tt: ErfebniEiJÄ das? herrlich b Organ von Gertrude Grob-Prandl: ebenbürtig den beiden Gästen Margit Kobecks Fricka und die Sieglinde Gertraud Hopfs.
Recht glücklich verlief auch der Saisonbeginn im Schauspiel Fritz Zecha inszenierte Hochwälders „H e r b e i g e“ als packendes Gleichnis mit betontem Ausspielen der reichlich vorhandenen Effekte. Oscar Wildes „B u n b u r y“ in der Bearbeitung Anouilhs (Regie Ulrich Baumgartner) war durchaus nicht die lockere, unverbindlich-ironische Seifenblase, sondern nach dem Willen des Regisseurs eher eine scharf pointierte, ins Maskenhafte weisende und leicht rhythmisierte Marionettenpersiflage. Zu guter Letzt sah man in dem Eröffnungstriptychon noch L e s s i n g s „E m i 1 i a G a 1 o 11 i“. Wie hier die glasklare Konstruktion, die Temperierung der Ge fühle ihren adäquaten Ausdruck fand in dem kühlen„ gebändigten und regulierten Stil der Aufführung unter Paul Riedy, das war erstaunlich und allen Interesses wert. Skalickis Bühnenbilder verstärkten mit ihrer überscharfen Konturierung und ihrem seltsam distanzierten Schwarz-Grau-Weiß den außerordentlichen Eindruck dieser Inszenierung.
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