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Wegbereiter der Verinnerlichung
RINGENDER MENSCH. Gedichte und gereimte Betrachtungen. Von Nelly Lia Bayer. Eurasia-Verlag, Wien. 85 Seiten. Preis 39.60 S. — DER WEINBERG. Gedichte. Von Fritz Felzmann. Herausgegeben von der Forschungs- und Kulturstelle der Österreicher aus dem Donau-, Sudeten- und Karpatenraum. Verlag der Typographischen Anstalt, Wien. 62 Seiten. Preis 40 S.
RINGENDER MENSCH. Gedichte und gereimte Betrachtungen. Von Nelly Lia Bayer. Eurasia-Verlag, Wien. 85 Seiten. Preis 39.60 S. — DER WEINBERG. Gedichte. Von Fritz Felzmann. Herausgegeben von der Forschungs- und Kulturstelle der Österreicher aus dem Donau-, Sudeten- und Karpatenraum. Verlag der Typographischen Anstalt, Wien. 62 Seiten. Preis 40 S.
„Aus dem Krug der Ewigkeit / in die Schale der Welt / fließt die Flut der Gedanken“, so beginnt die Dichtung „Das Werk des Dichters“ in Nelly Lia Bayers Lyrikband „Ringender Mensch“, so meditiert die Dichterin über Sinn und Zweck des Menschenlebens. Sie bejaht letzten Endes alle Not und alles Leid, das die Sterblichen auf ihrer Erdenwanderung heimsucht; nichts bleibt vergebens, weil auch das Schwerste, das uns verhängt ist, nichts anderes als eine Bewährungsprobe für ein Leben jenseits des Grabes bedeutet. Die dichterische Aussage ist nicht nachempfunden, nicht manieriert, vielmehr einfach und klar; dies gilt vor allem für die Vergleiche, die — ohne jemals banal zu sein — allein schon durch ihre Schlichtheit überzeugend wirken. „Frühling des Alters“ lautet die Überschrift eines der Gedichte; dieser Titel kennzeichnet die Haltung der Lyrikerin, die aus den Brunnentiefen eines reichen Lebens Wasser für jene schöpft, die auf beschwerlichem Pilgerweg nach einen frischen Trunk verlangen. Den Abschluß bilden Gedichte in antikem Versmaß, Balladen und Sonette.
Die Dichtungen Fritz Felzmanns erwecken mit magischer Kraft eine Stimme, die aus geläutertem Herzen dringt, ein Gesang, der im Abgrund der Verzweiflung das Licht neuer Hoffnung und neuen
Lebensmuts entfacht, denn der Dichter hat ebenso die Not der Heimatvertriebenen kennengelemt wie die Geborgenheit in der Landschaft Österreichs, deren Seele Musik geworden ist und sich in den Werken unsterblicher Tonschöpfer verströmt. All diese ernsten und heiteren, jubelnden und besinnlichen Klänge sind in dem Lyrikbändchen Felzmanns eingefangen, das unter dem Titel „Der Weinberg" drei Zyklen umfaßt. Der erste besingt in Liedern wie „Altes Schloß" und „Osterfahrt im Autobus" die weitere Umgebung Wiens und die Landschaft Niederösterreichs. Der zweite Teil bringt Impressionen und Bilder von Wien sowie Sonette, die Österreichs Dichter und Komponisten feiern, so unter anderen die tief empfundenen Gedichte „Quartett in Ober-St.-Veit“ und „Rosenkavalier“. Im dritten Teil vereint Felzmann einen Rückblick auf Werte, die im Bereich des Irdischen vernichtet wurden, aber im Geistigen und Seelischen unzerstörbar bleiben, mit dem Aufblick zum Überirdischen. Hervorgehoben seien die erschütternden Aussagen „Passion der Vertriebenen“ und „Allerseelen der Heimatlosen“. Mit dem Gedicht „Grenzlandfahrt“ endet der Reigen der Gesänge; sie gelten jenen, die durch Verinnerlichung das Ungemach leidvoller Jahre überwinden.
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