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Zauber Aer Rretter, die die Welt bedeuten

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MASKEN, MIMEN UND MIMOSEN. Liebeserklärung eines Zivilisten an die Welt hinter den Kulissen. Von Hans Weigel. Zeichnungen von Rudolf Rhomberg. Goverts-Verlag, Stuttgart. 248 Seiten. Preis 14.80 DM.

Der Wiener Theaterkritiker schreibt in seinem Buch von denen, „die ins Theater gehen“, und von denen, „die zum Theater gegangen sind“. Das ganze nennt er eine Liebeserklärung — das trifft trotz mancher herzhaft-bissigen Kritik zu. Man schaut hinter die Kulissen und freut sich, daß allerlei Täuschungen, die „Herr Maier" (= das Publikum) hat, enttäuscht werden. Es bleibt immer noch genug Geheimnis zwischen Bühne und Zuschauer. Weigels Buch sagt manche Selbstverständlichkeiten aus, aber solche, die die meisten Theaterbesucher (und vielleicht auch Schauspieler?) sich noch nie bewußt gemacht hatten. So wird die Luft im Schauspielhaus gereinigt. — Es ist tröstlich, daß das Theater ein unerklärbares Wunder, .ein Geheimnis ist. Man kann vieles über das Theater und von ihm sagen, aber nicht, w a s es ist. „Im Schauspieler ist das Geheimnis am größten, seine Größe am geheimsten“ — in diese Richtung führt uns der Autor, und nach allen originellen Umwegen, Seitensprüngen und Seitenhieben, nach allen geistvollen Nebensätzen muß man zugeben, daß die eigenartige Verschwörung, die geheime Abmachung zwischen Schauspieler und Publikum das Faszinierende am Theater ist. Das stimmt doch, daß wir Zivilisten die Schauspieler sehen wollen, nicht dieses oder jenes Drama. Das Theater ist also einzig für den Schauspieler da. — Es ist zu hoffen, daß auch Schauspieler dieses Buch lesen werden (die berühmten Größen ebenso wie die un- beklatschten Komparsen); aber auch den Regisseuren, den Theaterdirektoren, Bühnenbildnern und Bühnenarbeitern schadet es nicht: alle können über ihr seliges Leid und ihre verdammte Freude „Theater" nach- lesen. Wir glauben dem Autor seine Liebeserklärung,

Postskriptum: Lieber Hans Weigel! ln Ihrem Buche „Masken, Mimen und Mimosen" haben Sie ein Kapitel über den Rezensenten geschrieben — es ist dies fast eine Photographie von Ihnen und zugleich eine Rezension über den Beruf des Rezensenten. Ich glaube, Sie brauchen das Vorhaben, das Sie in der Anmerkung, S. 199, ankünden, nicht; mehr ausführen: „Hans Weigel: Tantalus, die Tragödie eines Theaterkritikers in fünf Akten — ein Buch, das ich als nächstes schreiben möchte." Wir verstehen — wir, die Maiers des Theaters und der Zeitung —, daf! Sie nicht zu beneiden sind. Die vielen Halb- und Viertelseelen in der Brust des Rezensenten verfolgen wir mit Mitleid: „Feststellungen eines Reporters mit den Mitteln eines Schriftstellers im Tempo des Tagesjourna-

listen und im Hinblick auf seine Verantwortlichkeit vor der Theatergeschichte zu Protokoll geben" — das ist keine Kleinigkeit. Mit Objektivität „neue Werke und alte Bekannte“ zu rezensieren, wird niemanden gelingen, selbst wenn wir solche Objektivität als Leser leichtsinnig fordern. Was wir Theaterbesucher und Zeitungsleser vom Kritiker erwarten? Er soll schreiben, „Wie es ihm gefällt“; soll es gut schreiben; nicht allzu literarisch gut, sondern mehr vom Herzen; und wo er glaubt, etwas oder jemanden „verreiben“ ZH müssen, soll keine private Sympathie oder Antipathie durchblicken. Wir hier in Wien kennen uns alle viel zu gut, und die Eilpost des Gerüchtes bringt sehr rasch ins Volk, wer mit wem gut und wer mit wem schlecht oder wer mit wem gar nicht zusammensitzt. Affekte gehören in die Psychologie, nicht in die Theaterkritiken. Kritiken sollten so geschrieben sein, wie Sie, lieber Hans Weigel, Ihr ganzes Buch „Masken, Mimen und Mimosen“ geschrieben haben: gutgelaunt und gütig. Dann werden wirklich „Ordnungen hergestellt“ — wie Sie es nennen.

Dies wollte ich Ihnen zu S. 194 ff. in aller Bescheidenheit sagen. Ihr

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