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Bad Aussee: Meeting der Musikstudenten

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Bad Aussec, im Juli Die neunten Musikstudenten-Festwochen in Bad Aussee sind vorüber. Neun Konzerte, drei Opern, ein Schauspiel, eine Sakralaufführung und fünf Operettenabende wurden von Studierenden aus sieben Bundesländern Oesterreichs ausgeführt. In den Programmen fanden sich altitalienische Meister wie Monteverdi, Orlando di Lasso, Vivaldi, Palestrina, altdeutsche Komponisten vom Schlage Haßlers upd Telemans, Werke der Wiener Klassiker (Haydns Theresienmesse, Mozart-Opernfragmente, Beethovens „Pastorale“ und Kammermusik) und ihrer Trabanten, deutsche, italienische und französische Romantiker, Männer der impressionistischen Richtung (Debussy, Ravel) und überraschend viele Moderne: des Vollblutmusikers Martinus zündender Operneinakter „Die Komödie auf der Brücke“, Klavierwerke Bartoks, Vokal- und Instrumentalkompositionen Hindemiths und Opera heimischer Tondichter; da schlug Friedrich Cerha in die Kerbe Strawinskys, Marckhl, David, Doppelbauer, Apostel, Bloch, Keldorfer und Mittergradnegger, Siegl, Burkhart und Stelzer wurden in den Chorkonzerten gesungen und Haidmayer spielte zwei seiner Klaviersonaten, deren Länge mit der Dichte der Aussage noch in Widerspruch steht, selbst. Dem Unproblematischen war mit Nestroy („Der Zerissene“), Millöcker („Gasparone“) und einem Konzert „Das heitere Lied“ (von Bach bis Gershwin!) sommernotwendiger Platz eingeräumt.

Von den Kollektiven erwarben sich das Orchester der Wiener Akademie, der Jugendchor und das Kinderorchester des Konservatoriums der Stadt Wien, das Opernstudio des Mozarteums, die Opernklasse Möller-Kassowitz Wien, das Reinhardt-Seminar, das Operettenensemble unter Swarowsky sowie die Madrigalchöre aus Klagenfurt und Leoben besondere Anerkennung. Innsbruck und Graz vermochten mit Pianistenleistungen (Helga Tröster, Theo Peer, Max Hallecker, Karl Haidmayer) am stärksten zu überzeugen und sich den Wienern, Arnold Harth Hans Petermandl ebenbürtig an die Seite zu stellen. Aber auch auf irtstrumental-solistischein Gebiet, wie Trompete, Klarinette und Cello, konnte die Tiroler Hauptstadt mit Wiens führenden Instituten erfolgreich wetteifern. Linz mußte sich auf Opern-Studio-Gebiet leider in die

Schranken eines Anfänger-Unterrichts weisen lassen. Von den Schauspielern haben als starke Begabungen Rudolf Buczolich, Wolfgang Riemerschmied, Felicitas Reisenberger und Herbert Schmid aufhorchen lassen. Unter den Sängern beanspruchte der dramatische Koloratursopran Mimi Engela-Coertse besondere Aufmerksamkeit; Tenöre gab es leider keine zu entdecken, während in Dorit Hanak eine Koloratursoubrette von Rang, in Ruth Bacher und Edith Polednik Mezzos voll persönlicher Farbe, in Marion Bravos eine lyrische Singschauspielerin, in Hubert Hofmann ein Heldenbariton der Zukunft, in Wilfried Schmidtmayer ein Charakterbariton, in Otto Lewisch ein Baßbuffo heranreifen. Von den jugendlichen Dirigenten fesselte der Japaner Yoichiro Omachi und der schlaggewandte Friedrich Janota neben den selbsttätigen Professoren Paumgartner, Swarowsky, Kassowitz und Maedel am stärksten. Besondere pädagogische Verdienste haben sich auch die Regisseure Möller. Gesa Rech. Zdenko Kestranek, die Ensembleleiter Luise Bilek, Susanne Frieser, Franz Burkhart, Günther Mittergradnegger und Doppelbauer, die Bühnenbildner Neumann-Spallart und Niedermoser erworben, denen allen als Gesamtleiter der nunmehr ins Jubiläumsstadium tretenden Studenten-Festwochen Prof. Dr. Hans Sittner, der Präsident der Wiener Musikakademic, mit künstlerischem und pädagogischem Weitblick vorstand.

War es in den Vorjahren in diesem Rahmen möglich, besondere Einzelleistungen ausführlich zu besprechen, so macht in diesem Sommer die Vielfalt und das gleichbleibend hohe Niveau der Darbietungen derlei Bestrebungen zunichte. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß sich nunmehr auch die Leistungskraft der Musik-„Mittel“-SchuIen in den einzelnen Bundesländern als kräftig genug erwiesen hat, sich der Konkurrenz der beiden Müsikakademien Oesterreichs in Wien und Salzburg auszusetzen. Vorarlberg und das Burgenland haben im neunten Festwochenjahr noch gefehlt. Das Mozartjahr 1956 braucht auch die Besten aus diesen beiden Ländern in Bad Aussee.

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