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Cello, Orgel und Gesang
Längst erwartet, erlebten wir nach einer Pause von Jahren wieder ein Orgelkonzert von Karl Walter. Sein mit Sorgfalt gewähltes, sehr profilierte Programm, eine tönende Chronik des Unverbrauchten, bot Werke von Frescobaldi, Pachelbel, Buxtehude und J. S. Bach. Nach Regers d-moll-Sonate eine freie Improvisation zu wagen, legitimiert die formale und inhaltliche Meisterschaft der letzteren von selbst. Walter wußte weihnacht-
liehe Choral- und Liedmotive in immer engere kontrapunktifiche Verbindung zu stellen, deren Anmut auch den dynamischen Steigerungen treu blieb. Sein Spiel ist vertiefte Geistigkeit und kindliche Verhaltenheit zugleich, was auch seiner Registrierkunst den aparten persönlichen Reiz gibt. Wenn ein Wunsch offenblieb, war es der nach einer zeitgemäßeren Orgel.
Absolute Beherrschung der letzten bogen- und grifftechnischen Möglichkeiten semes Instruments und gleicherweise der stilistischen und architektonischen Gestaltung machten den Celloabend Gaspar Cassados zum künstlerischen Ereignis, das sowohl in den Sonaten Vivaldis, Haydns und Beethovens als auch in den kleinen, intimer pointierten oder artistisch zweckvollen Stücken die gleiche bildnerische Kraft offenbarte. In einem zweiten Abend mit Orchester vermochte sich Cassados Meisterleistung bei der Interpretation von Boccherinis und Vivaldis Konzerten gegen Strawinskys „Apollon Musagėte“ und Schuberts II. Symphonie, vom Kammerorchester der Konzerthausgesellschaft unter Heinrich Hollreiser sehr sauber und beschwingt musiziert, schwerer durchzusetzen.
Elisabeth Schwarzkopf sang eine sehr schöne Auswahl traditioneller Lieder, deren Höhepunkt bewußt und sehr vorteilhaft auf Hugo Wolf festgelegt war. Unnachahmlich der leichte Ansatz und die anmutige Führung der Stimme, besser als je die persönliche Note in Ausdruck und Modulation, klar und sauber die Textbehandlung, jedes Wort verständlich, jede Phrase durch spielend beherrschte Atemtechnik leicht und sicher gebunden.
Nadjeschda Kasanzewa sang Lieder älterer und neueret russischer Komponisten. Ihre volle metallische Stimme hat den weiten nachklingenden Ton ihrer Heimat und auch etwas von der Gleichförmigkeit der Landschaft, deren elegischer Charakter sich in den gesungenen Liedern ’mehr oder weniger spiegelt. Daß diese dramatisch entfaltbare Stimme sich gleichwohl der Arien enthielt, zeugt von Disziplin, wenn auch im Lyrischen sich alles mehr in Stimmung auflöste, als zur Gestaltung formte.
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