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Märchen und Komödie

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In Grazer Opernhaus hatte kürzlich ein Spätwerk Rimski-Korssakows Premiere. Es trägt den langen Titel „Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronia“ und entpuppte sich als musikdramatisches Werk von ganz eigenartigem Reiz. Gewiß ist es in seiner breiten, gemächlichen, ja etwas umständlichen dramaturgischen Anlage nicht gerade spannend, aber man folgt einen Abend lang mit größtem Interesse dieser ganz eigenständigen, wenngleich Anklänge nicht vermeidenden, leitmotivisch organisierten Musik, ihrer farbigen Instrumentation, ihren romantischen Akkordfolgen, ihrer altslawischen Feierlichkeit. Das Libretto dieses selten gespielten Werkes verbindet naive Naturmystik mit der christlichen Liebesidee: die reine Jungfrau Fewronia lebt im Wald und spricht wie der heilige Franziskus mit den Tieren. Die Liebesromanze, die sich zwischen ihr und dem tapferen Prinzen Wsewolod anspinnt, wird tedie Sage von der Stadt<Ki-jfesch -leaige&aut, welch letztere M& 'Tatareft bei Ihrem'FMMu'gfticht finden können, da ein goldener Nebel sie ihren Augen entzieht. Die Jungfrau Fewronia aber bewirkt schließlich das Wunder des verklärten Kitesch, das im letzten Bild der Oper als goldglänzendes „himmlisches Jerusalem“ die Liebenden vereint. Die Grazer Oper hat auf die Wiedergabe des Werkes viel Sorgfalt verwendet. Berislav Klobuiar hat Orchester und Chöre zu stimmungs-dichten Leistungen angespornt, und die Dekorationen zeigen die Meisterhand Wolfram Skalickis in raffinierten Farbeffekten, die manchmal an seine „Peileas“-Bilder erinnern. Noch nicht ganz souverän, aber stimmlich hervorragend war Marga-rita Kyriaki als Fewronia.

Das Schauspiel hatte kürzlich einen Volltreffer zu verzeichnen: Stavros Dufexis, erfolgreicher -griechischer Gastregisseur, hatte seine Übersetzung und Bearbeitung der „Reiter“ des Aristophanes, die auf mehreren deutschen Bühnen bereits gegeben worden war, nun auch in Graz inszeniert. Die Komödie, die die Zustände unter dem Perikles-Nachfol-ger Kleon zeigt, den der Autor heftig bekämpfte, erweist sich dem Sujet nach keineswegs attraktiv genug, um etwa in politischer Hinsicht ernstlich zu interessieren. Daß es in den „Hippies“ immer wieder Stellen gibt, die auf Parallelen zwischen der athenischen und der heutigen Demokratie hinweisen, reicht wohl nicht aus, die Aufführung sehenswert zu machen. Dies wird sie aber dennoch dadurch, daß Dufexis an Hand des Vorwurfs eine showartige Demonstration antiker Komödienelemente vornimmt. Das ganze Arsenal des attischen Lustspiels ist hier versammelt: Masken, Kostüm, Gebärde, Rhythmus, Tanz, Pantomime. Nur daß Musik und Rhythmen von einer Beat-Band kommen, die unter den Akteuren auf der Bühne sitzt, und daß die alten Tänze durch die wilden Zuckungen psychedeli-sierter Choreuten ersetzt sind. Das Hauptverdienst, dieses totale Theater entfesselt zu haben, gebührt dem Pantomimen Jose Luis Gomez,

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