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„Meister Pedros Puppenspiele”

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Im Hause seines Freundes Garcia,. J-Otqa in ; Granada lernte Manuel de Falla die Marionettenspiele kennen und liefen, und als bald darauf, zii Beginn dės Jahres 1919, die Prinzessin Armande de Polignac ein Stück bei ihm für das Privattheater in ihrem Pariser Palais bestellte, fiel diese Anregung auf fruchtbaren Boden. De Falla wählte als Stoff ein Kapitel aus dem „Don Quijote” von Cervantes: jene Szene, wo der unentwegte Ritter in die Handlung eines Puppentheaters so stürmisch eingreift, daß er, bei der Befreiung der schönen Melisendra, mit seinem Schwert Don Pedros Marionetten zerschlägt. — Dieses Spiel hat de Falla ursprünglich für große und kleine Marionetten geschrieben. In der Rahmenhandlung treten auf: Meister Pedro, ein Ansager, Don Quijote, Sancho Pansa und einige Nebenfiguren; im eigentlichen Marionettenspiel: Karl der Große, seine Tochter Melisendra, ihr gleichgültiger Gatte Don Gayferos, Held Roland und ein verliebter Mohr. Die „kleinen” Marionetten agieren stumm, die Rollen der „großen” wurden in späteren Aufführungen Sängern übertragen. So hörten wir das Werk in einer konzertanten Aufführung im Mozart- Saal unter der Leitung Paul Sachers, und zwar in einer idealen Besetzung: mit der, Spanierin Marta Santa- O 1 a 11 a als virtuoser, marktschreierischer Ansagerin, ferner mit Kurt E q u d 1 u z, Heinz R e h f u ß und einem Ensemble der Wiener Symphoniker. Dieses besteht aus neun Bläsern, neun Streichern, Harfe, Cembalo. und großem Schlagwerkapparat. Spanische Folklore, Elemente der Jahrmarkts- und Zirkusmusik sowie historisch-höfisch Stilisiertes sind in dieser Meisterpartitur eine einzigartige Mischung eingegangen, deren grellharte Farben an Strawinskijs „Renard” oder an die Music-Hall-Stücke der Komponisten aus der Gruppe der „Six” erinnern. — Paul Sacher, der wieder einmal seinen Spürsinn für zu Unrecht vergessene Meisterwerke bewiesen hat, ist für die höchst eindrucksvolle und präzise Aufführung ebenso zu danken wie für den ersten Teil des Programms: d e Fallas „Concerto” für Clavicembalo (das von dem Schweizer Frank Pelleg unwahrscheinlich kraft- und klangvoll gespielt wurde) sowie Honeggers 4. Symphonie „D eliciae Basiliensis’, die dem bekannten Dirigenten und Förderer neuer Musik gewidmet ist.

Ein interessantes Programm hatte auch das 7. Konzert im Zyklus „Die große Symphonie”. Mit der Wiedergabe von Bruckners „Dritter” (am 31. Dezember 1873 beendet und dem „Hochwohlgeborenen Herrn Richard Wagner” gewidmet), hat sich Joseph K e i 1 b e r t h in die erste Reihe der Brusküer-pjrigenten ‘gestellt.’ jEr, lįat, die . Rübe, den Tangen Atem, die Kraft und die Differed-’ ziertheit, die man für diese Kolossalwerke braucht und das Orchester der Wiener Symphoniker folgte dem leisesten Wink seiner sparsamen und höchst zweckmäßigen Zeichengebung. — Zu Beginn des Konzerts spielte die französische Pianistin Monique Haas, als Meisterinterpretin Mozarts und der französischen Impressionisten bekannt, den Solopart in Hindemiths „Konzertmusik für Klavier, Blechbläser und Harfen” aus dem Jahr 1930. Das dreisätzige 20-Minuten-Stück kommt zunächst etwas zögernd in Gang, gewinnt mit dem energischen Fugato-Solo des Klaviers Schwung, bringt in den Variationen des Mittelsatzes, die nur vom Klavier und den beiden Harfen bestritten werden, ein reich ornamentiertes lyrisches Intermezzo und entfaltet im letzten Satz alle kontrapunktischen Künste und Kräfte konzertanter Spielmusik, die durch die zuweilen harten, reibungsvollen Blechbläserakkorde ihr Gepräge empfängt, Monique Haas spielte den Solopart kühl, distanziert, klar und energisch. Hier und in der Bruckner-Symphonie haben speziell die Bläser der Symphoniker Großes geleistet.

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