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Musikfeste außer Programm
Die drei Brahme-Konzerte unter Wilhelm Furtwängler, die .Walküre“ und .Tristan“ in der Staatsoper (mit Sut- haus als Ga6t in der Titelrolle und Anni Konetzni als Partnerin), wurden zu festlichen Erlebnissen, ohne daß man den anspruchsvollen Titel eines Festivals für sie in Anspruch genommen hatte. Nun folgten noch drei Aufführungen von Beethovens „Neunter . Was hierüber zu sagen wäre, wurde bereits 60 oft und in allen Tonarten verkündet, daß sich eine weitere Kennzeichnung erübrigt .Kongenial — man wägt das Wort genau und läßt es dann trotzdem stehen. (Furtwängler in seiner grenzenlosen Beet- hoyen-Verehrung wäre der erste, der gegen eine Grenzverwischung protestieren würde I) Aber es gibt eine Genialität des Schaffens und eine des Reproduzierens, ja des Aufnehmens … Die Philharmoniker und die Singakademie waren die Ausführenden. Hilde Güden, Rosette Anday, Julius Patzak und Alfred Po eil bildeten das Solistenquartett.
Im vorletzten Philharmonischen Konzert unter Karl Böhm gab es — zwischen einer mit besonderer Akkuratesse und Klangschönheit musizierten Es-dur-Sym- phonie von Mozart und der .Zweiten von Brahms —eine Novität: die „Stadtpfei- fermusik des 1904 in Breslau geborenen Richard Mohaupt. Nichts Bieder-Altdeutsche im Butzenscheibenstil, sondern eine geistreiche, bewegliche und klanglich aparte Komposition. Wohl wird fröhlich geblasen, getrommelt und geklingelt, aber immer auf eine Art, die nicht mehr ganz ernst genommen werden will. Strawinsky und Hindemith sind die stärksten Anreger dieses Dialekts) der lyrische Mittelteil ist — ohne jeden thematischen Anklang — etwa im Stil der Ravelschen .Pavane gehalten. Man lernte in Mohaupt einen hochtalentierten Musiker kennen, der bei der Wahl seiner Eltern mit größter Umsicht zu Werke gegangen ist.
Friedrich Gulda, dessen erster Klavierabend in dieser Spielzeit einen bedenk- lich unjugendlichen Eindruck hinterließ, hat mit seinem zweiten Konzert Versäumtes reichlich nachgeholt. Auf dem Programm standen — in dieser Reihenfolge — Klavierwerke (keine einzige Transkription!) von Debussy, Ravel, Prokofieff, Bartök und Schönberg. Von D e b u 6 s y drei Stücke zunächst, als deren Prototyp ,L’i6le joyeuse gelten kann, und vier Prėludes — mit den bezaubernden .Pas sur la neige als Abschluß. Hört man danach Ravels Suite „Gaspards de la nuit , so taucht die Vorstellung eines Komponisten auf, der sich die Klangkun6tstücke seines Vorgängers genau nhört und sich dann anschickt, es noch feiner, noch raffinierter, vor allem aber noch effektvoller zu machen. — Während bei der Interpretation Debussys das spezifische klangsinnliehe Element fehlte, geriet Ravel 6ehr gut. Am besten freilich die wesentlich gröbere, motorische Sonate Nr. 7 von Prokofieff (die an dieser Stelle bereits besprochen wurde) und die vier Sätze der Suite op. 14 von Bart6k. — Nach den sechs kleinen Klavierstücken von Schönberg spielte Gulda als Zugabe Bachs Choraltranskription „Aus tiefer Not — und siehe da: der Abstand zu Bachs kühn modulierendem, durchbrochenem Stil war gar nicht so groß, wie man befürchtete …
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