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Orchester-Bravour
Für den von der europäischen Rundfunk-Union ins Leben gerufenen Konzertzyklus hatten die Wiener Philharmoniker für die erste Veranstaltung Richard Strauss' „Don Juan“ und Beethovens 2. Symphonie gewählt. Staatsopernkapellmeister Horst Stein, in seinem Gehaben an den einst so berühmten Wiener Konzertdirigenten Ferdinand Loewe erinnernd, legte besondere Intensität in das dramatische Geschehen der symphonischen Dichtung Strauss', wußte aber auch das glutvolle Werben des Frauenverführers in der sinnlichen Klangfarbe der meisterhaften Instrumentation hervorzukehren. Gleiche homogene Gesamtwirkung stellte sich auch bei Beethovens „Zweiter“ ein, nur hätte man dem Larghetto des zweiten Satzes mehr Innerlichkeit und weniger Glätte gewünscht. Gundula Jano-witz vervollständigte das Programm mit Beethovens „Ah-perfido“-Arie. In der Gesangszene gab die schöne Stimme wohl genügend Wärme und Ausdruck her, in den dramatischen Stellen vermißte man aber Fülle und Schlagkraft des Soprans. Besser gelangen der Künstlerin zwei wenig bekannte, koloraturverbrämte Arien von Mozart und Haydn, welche der Dirigent sehr dezent und mitatmend mit der Sängerin begleitete. Das Publikum des übervollen großen Musikvereinssaales spendete den Mitwirkenden, besonders aber den Philharmonikern und dem Dirigenten, lebhaftesten Beifall.
Mit Sergej Prokofjews „Ein Sommertag“ benannter Suite für Mernes Orchester, welche die Welt eines Kindes in kurzen Skizzen trefflich zu schildern versteht, in Sergej Rach-maninows 2. Symphonie, einem romantischen, nicht ganz glückliche Tschaikowsky-Tradition pflegenden Werk, und Bohuslav Marttnus Konzert für zwei Klaviere und Orchester wurde vonxlen Tonkünstlern im Großen Sendesaal des Funkhauses ein Programm mit Werken ausschließlich slawischer Tonsetzer durchgeführt. Wenn sich Martinus großlinig konzipiertes, durch neoklassizistische und folkloristische Einflüsse gekennzeichnetes Konzert mit seinem dankbaren und bravourösen Klavierpart auch als das effektvollste der drei Stücke anhört, so dürfte man nicht fehlgehen, Prokofjews Suite die größte Plastik und stärkste Gestaltungskraft zuzusprechen, wobei in knapper melodischer und klanglicher Synthese das Märchenhafte des Stoffes klar zum Ausdrude kommt. Franz Allers, der als Allround-Musiker in Wien bestens bekannte Dirigent, leitete hier die Tonkünstler in dezenter, subtiler Stimmungsabtastung, war aber auch den beiden anderen Stücken ein ausgezeichneter, subtiler Interpret. Ihm, den vorzüglichen Klaviersolisten, Friederike Kraus und Eduard Mra-zek, sowie dem Orchester wurde lebhafter Beifall zuteil.
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