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Puccini und Pergolesi

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Als Titelheldin in „Tosca“ bot Leonie Rysanek-Großmann eine überragende Leistung in der völligen Einheit von Gesang und Geste, Stimme, Haltung und Ausdruck in jeder Szene. Alle Peinlichkeiten und Derbheiten des allzu theatralischen Textbuches wurden vermieden; Liebe, Angst und Tragik waren die einer vornehmen Weiblichkeit. Überzeugendes Profil hatten neben ihr Aldo Protti als Baron Scarpia und Erich Kunz als Mesner. Sandor Konya als Cavaradossi war eine sympathische Erscheinung, sang sauber und tadellos, aber ohne jenen Glanz der Stimme, den man hier erwartet. Der Dirigent Berislav Klobucar, mit der Partitur auf sehr vertrautem Fuß, führte das Orchester behutsam zu allen musikalischen Höhepunkten. Bühnenbilder und Kostüme von Nicola Benois sind von großräumiger Wirkung (besonders der steinerne Engel im 3. Akt!). Margarethe Wallmanns Inszenierung entspricht den räumlichen Anforderungen ebenso wie der Sphäre, in der das Stück spielt.

„Der verliebte Bruder (Lo Frate nnammorato), eine musikalische Komödie des allzu jung verstorbenen Giovanni Battista Pergolesi, urauf geführt 1732 in Neapel (somit ein Jahr vor Joseph Haydns Geburt), die den damals zweiundzwanzigjährigen Komponisten rasch berühmt machte, wurde von der Wiener Kammeroper am Fleischmarkt 232 Jahre nach ihrem Entstehen in den Spielplan aufgenommen. Es war einer der bekannten guten Griffe der Kammeroper. Die edle, eines elegischen Schleiers nie ganz entbehrende Musik ist von einer ans Wunderbare grenzenden Frische und Lebendigkeit, die sich den Darstellern mitteilt. Sie stehen allesamt gut auf ihren Posten und füllen mit ihrer jungen Besessenheit, Theater zu spielen, manches Manko vollendeteren Könnens in vergnüglicher Weise, mit bemerkenswerter Strebsamkeit zu persönlicher Gestaltung. In diesem Sinne am unmittelbarsten wirkte Gertrud Matuschka ah Magd Vanella. Maria Valenti, Renate Lenhart und Ingrid Mayr, Bianca Zam- belli, alle stellen sie ihren „Mann“. Von den Herren war Klaus Hufnagl als Mar- caniello, Ernst Scheurecker als dessen Sohn am besten. Erich Kren litt an Indisposition. Kurt Strauß hatte nicht seine Rolle, füllte sie immerhin jedoch mit aller ihr abzugewinnenden Komik. Das Orchester des Österreichischen Rundfunks war dynamisch variabel, für die zärtliche und doch vollströmende Musik Pergolesis gelegentlich etwas zu draufgängerisch, ebenso wie der Dirigent Hans Gabor.

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