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Freunde des Sports können sich, über den „Kundendienst“, den ihnen das Fernsehen in der letzten Zeit erwies, wahrlich nicht beklagen. Denn ihnen zuliebe wurde ein ganzes montägliches Abendprogramm umgekrempelt, und an Stelle des gewohnten Krimis erlebten wir das Finalspiel der Ländermannschaften von Jugoslawien und Italien nebst darauffolgenden Berichten von der Österreichrundfahrt der Radamateure, deren verschiedene Etappen wir überhaupt während der ganzen Woche begleiteten. Dabei fiel einem auf, daß die Bilder der sich strapazierenden Pedalritter, wenn wir von dem zuweilen recht eindrucksvollen landschaftlichen Hintergrund absehen, doch in ziemlicher Monotonie an unseren Augen vor- überglitten. Wir wissen zwar, daß es für die Kameraleute, die diesen Tatzelwurm aus Menschenleibern und Maschinen begleiten, nicht einfach ist, ihm besondere photographische Gags abzugewinnen. Aber vielleicht ließen sich bei einigem Nachdenken doch einige Einstellungen finden, die über das vor, neben und hinter den einzelnen Pulks witternde Kameraauge hinausgehen.

Musikalisch gab es die Begegnung mit einer Aufzeichnung aus der Volksoper von Gottfried von Einems Werk „Der Zerrissene“ nach Johann Nestroy, zu dem der Komponist Boris Blacher seinem Freund und Schüler das Libretto geschrieben hatte, um damit, wie sie beide meinen, eine lyrische Komödie zu schaffen. Dr. Hermann Lanske war um eine fernsehgerechte, ins Detail gehende Bildregie der Inszenierung von Hermann Kutscher bemüht. — Die Problematik des Musikfilms zeigte sich in' einer Nachtstudiosendung „Nach dem Tode anerkannt werde n“, die sich mit Werk und Persönlichkeiten von Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern beschäftigte. Der musikalische Part über die drei Repräsentanten der Wiener Schule, der von den Wiener Philharmonikern unter Eugene Ormandy bestritten wurde, zerfloß zum Teil- in historische oder auch reale Aufnahmen, die aber keinerlei Kongruenz Zu-der hörbaren musikalischen Aussage aufwiesen. Hier eine ergänzende Akzentuierung von Bild und Musik zu finden, wäre eigentlich Aufgabe eines solchen Filmes, der dann vielleicht geeignet wäre, auch das Verständnis breiterer Bevölkerungsschichten für die moderne Musik zu fördern.

„Frühling im Prater“ aus der neuen Serie „Ein Lied aus Wien“ lieferte unter der Regie von Peter Lodinsky den besten Beweis dafür, daß derlei Kostproben des Wiener Liedes keineswegs mit „Schmalz" und falscher Sentimentalität identisch sein müssen. Dafür sorgten neben den Interpreten Elfriede Ott und Paul Hörbiger vor allem auch der vorzügliche Präsentator Hans Holt. Sie alle erzeugten keine Dulliöh-Stimmung, sondern jenen Hauch von Gemütlichkeit, der sich keiner zu schämen braucht.

Die Beziehung zu Fronleichnam war mit den fünf Minuten „Christ in der Zeit“ etwas zu karg geraten. Der Rundfunk hatte sich dieses religiösen Festtages weit mehr angenommen.

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