Lass uns streiten - © Foto: Rainer Messerklinger

Geschenkewahnsinn boykottieren? Ja!

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Weihnachten ganz ohne Packerl? Die FURCHE-Redakteurinnen Brigitte Quint und Manuela Tomic streiten dieses Mal über den Ritus des Schenkens.

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Weihnachten ganz ohne Packerl? Die FURCHE-Redakteurinnen Brigitte Quint und Manuela Tomic streiten dieses Mal über den Ritus des Schenkens.

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Eines vorweg: Ich habe Geschenke besorgt. Aber ich stehe nicht hinter meinem Handeln. Ich weiß nur, dass ein Teil meiner Familie –mein Sohn, meine (teilweise fast erwachsenen) Neffen, aber auch mein Mann – enttäuscht wären, wenn sie unter dem Christbaum keine glitzernden Päckchen vorfänden. Gleichzeitig geht es mir von Jahr zu Jahr mehr gegen den Strich, wie sehr die Weihnachtszeit zum Konsumrausch verkommt. Wer sich vornimmt, jedem, der einem nahe steht, eine Kleinigkeit zu schenken (an sich ein hehres Motiv) muss sich wohl oder übel auf eine überfüllte Shoppingmeile begeben - oder bestellt online, was ich persönlich noch entsetzlicher finde.

Für mich ist das Geschenkekaufen ein Zwang, etwas das mir zuwider ist. Es führt so weit, dass ich am Ende einfach irgendetwas kaufe, damit ich irgendetwas verpacken und verschenken kann. Je näher Weihnachten heranrückt, desto mehr verliere ich das Gespür, was wem eine Freude bereiten könnte. In der Regel gebe ich dann viel zu viel Geld für Dinge aus, von denen ich keine Ahnung habe, ob sie dem Abnehmer wirklich gefallen werden. Denn als geizig will ich schon gar nicht gelten. Natürlich kenne ich die Tricks und Tipps, wie Frau sich die Vorweihnachtszeit stressfreier gestalten kann. Etwa indem man bereits das ganze Jahr über Ausschau nach passenden Präsenten hält und somit bereits im Sommer das meiste beisammen hat. Aber dieses Niveau an Organisiertheit werde niemals erreichen. Daher plädiere ich für den Boykott. Bei den Kindern kann ich mich nicht durchringen – aber bei den Erwachsenen werde ich von nun an dazu übergehen, Zeit zu verschenken. Es gibt kein Päckchen, sondern ein Kuvert mit einem Gutschein für einen gemeinsamen Ausflug. Schon klar, besonders originell ist das nicht. Aber es entspricht mir und – so abgedroschen es klingt – kommt von Herzen. Ich will die Zeit, die ich im Einkaufszentrum verbringe, lieber mit jenen Menschen zusammen sein, für die ich dort irgendetwas gekauft hätte. Und überhaupt: Nachhaltig ist diese Praxis ja nun wirklich nicht. Ich wünsche mir endlich Einkehr und Besinnlichkeit. Mit dem kollektiven Geschenkewahnsinn ist das für mich immer weniger vereinbar.

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