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Die Schönheit und der lea

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i.

Nur leidenschaftlich läßt sich Schönheit lieben.

Der Schmale kennt die Schatten nur von ihr.

Der Haß hat Häßlichkeit noch nie besiegt.

Denn vor der Liebe wird erst alles schön, wird so der Schönheit Bruder oder Schwester.

Oh, nimmermehr vergeh ...

Mein frommer Wunsch, so sicher wie du gehst, geht nie der Tag und Abend und so kommt die Nacht.

Doch das Gesetz, nach dem ihr seid, das bleibt, das innere Gesetz, das unsichtbare, dieses bleibt.

Dies hält in seinen alten und gleich jungen Händen dieses Schöne.

O Schönheit, dein Gesetz ist — Abschied .;.

Dann wird es einmal Abend sein, da wirst du hingehn.

Und du wirst sein so mutterseelen ganz allein und bist nur starr und still.

Es wird an einem Abend sein, das weißt du weit voraus.

Anr.onsten könnte es nicht sein, daß jeden Abend, klopft er an dein Haus, ein Traurigsein dich namenlos befällt, das freilich seiner Schönheitsfülle noch den Glanz enthält. Dann werden Kiefern stehen mit den nackten Stämmen, so wie heut, und ihre kleinen Kronen werden Ziele mancher Sehnsucht sein — die wilde Süße in dem Dunkelgrün des krausen Haars —. Dann wird vielleicht die große Wolkenhand auch über ihnen sein, und wird nur sein das Himmelsbild der Hand, die in den alten und gleich jungen Fingern diese Schönheit hält, trotz dieses Abschieds, nicht von dir, des Abschieds von uns allen von der irdischen Welt...

Wie viel hast du dann doch versäumt:

Die laue Süße jenes Sommerabends, dem du nicht nachsannst tief genug, den ersten Herbststrauß mit den alten Sommerfarben, und gar von manchem Kornfeld jene gilben Garben, so dir als Früchte wurden nicht zum Bild — . und — hast du deine Träume je gestillt... an einem Abend wird es sein, da wirst du hingehn müssen, und d u läßt ganz allein.

So lasset jeder jeden ganz allein.

Es muß so sein.

Schönheit des Abends, oh, dein Abschied...

III.

Für mich ist wieder der Frieden gekommen.

Ich habe die große Schale voll von Früchten genossen.

Weißt d u noch den Frühlingstag, als hunderte Bienen im blühenden Baum der keimenden Frucht summten wie Orgeln...

Du mußfest sehr nahe dich trauen trotz ihrer Pfeile...

Läutete so dir der Baum den seltenen Chor der kleinen Flügel: unirdisch schön!

Im Kleineren nur wird das Größere sichtbar:

Geh heim, mein Freund, die Welt ist so weit, zu Hause findest du sicherer sie.

Ob dies den Frieden dir schenkt — frag deine Unrast!

Ob du darin das Schöne erkennst — frag dein Bestreben!

Ob du darin gemeinsam dich weißt — sei so, wie du bist!

Ist jeder so bei sich selber, ist schon der Frieden hienieden, ist auch der Abschied nicht mehr, o Schönheit, dein Gesetz!

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