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Boulez und das BBC-Orchester

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Wenn Pierre Boulez das Podium betritt, jugendlich elastisch und im Smoking, dann wird's interessant Auch bei schwierigen Stücken. Den subtilen Klängen von Haubenstock-Romotis „Kleiner Nachtmusik“ (aus einer Kurzkomposition, einem Albumblatt für den vor kurzem verstorbenen Heinrich Strobel hervorgegangen) muß man aufmerksam lauschen. Dann kommt man auf seine Rechnung, auch ohne die diffizile Struktur der Komposition zu durchschauen... — Das gleiche gilt auch für das Fragment aus „Wildtrack“ (Wildfährte) des uns bis dato unbekannten Engländers Berard Rands, Jahrgang 1935. Die Meisterschaft von Boulez bei der Interpretation solcher Partituren (die übrigens beide in — fast — normaler Notenschrift fixiert sind) ist bekannt... — Das Klavierkonzert D-Dur von Mozart, von Clifjord Curzon gespielt, hatte sehr weiche Konturen. Aber warum nicht auch einmal so? Zwei Pausen zogen das gutbesuchte Konzert ein wenig in die Länge. Aber die nach der letzten Pause folgende Interpretation von Strawinskys Burleske in vier Bildern „Petruschka“ machte alle wieder munter. Was für ein Vergnügen — welches wir der guten Idee von Bou-lez zu danken haben —, daß man nach langer, langer Pause diese prächtige, kunstvoll-primitive und klanglich faszinierende Partitur wieder einmal in ungekürzter Form und in großer Besetzung hören konnte. Das ist aber auch ein Stück ganz nach dem Herzen des vorzüglichen BBC Symphonie Orchestra London. In diesem Ensemble erstklassiger Instrumentalisten steckt eine große solide Kraft und ein Wille zur perfekten Leistung, die bewunderungswürdig sind. Das Klangvolumen ist beträchtlich, und die intensive, klangschöne Art ihres Vortrags ließ keinen Augenblick daran denken, daß es sich da nur um eine Ballettmusik handelt. Und noch um eine, die bereits über 60 Jahre alt ist. Die geradezu stürmischen Ovationen mögen Boulez gezeigt haben, ein wie gern gesehener Gast er bei uns ist. Aber er wälzt gegenwärtig andere Pläne. Darüber ein andermal.

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