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Brahms, Schubert, Ravel

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Bie den Symphonikern steht zur Zeit längstnicht mehr alles zum Besten. Allen Jubiläumsfreuden zum Trotz. Bereits zwei von drei Abenden des Brahms-Zyklus im Konzerthaus erwiesen, daß das Orchester, von zu vielen Diensten offenbar übermüdet, nicht in sonderlicher Form ist. Daß dies just zu den Festwochen passieren muß? Bloß Fehlplanung oder schon Krise? Die nächsten Konzerte werden die Lage klären.

Das Konzert unter Reinhard Peters bescherte jedenfalls Brahms’ „Zweite“ (D-Dur) in einer denkbar wenig festwöchentlichen Wiedergabe. Eine akademisch-langweilige Aufführung, deren große Bögen zerfielen und die in den Details recht undifferenziert wirkte. Dramatik wurde künstlich aufgebläht, Lyrik klang verhuscht, Allegro-Tempi verhetzt. Und Peters trachtete offenbar nur, wenigstens um die Runden zu kommen. Auch die Solisten, den G-eiger Ricardo Odnoposoff und den Cellisten Ludwig Hoelscher, kennt man in besserer Verfassung. Ein mühsames Zusammenspiel, dem es an jeglicher Spannung, am Verstehen des Partners, an Kommunikation mangelte. Klanglich blieben beide spröde, wenig animiert. Und Peters verstand es nicht einmal, das Orchester genügend durchsichtig zu führen: über lange Strecken war vom intimen Zwiegespräch zwischen Geige und Cello wenig zu vernehmen.

Philippe Entremont war der Solist des Ravel-Konzerts, wir hörten ihn zwar nur in der Hauptprobe, diese vermittelte aber voll den Eindruck, daß Entremont zu den interessantesten jüngeren Pianisten Frankreichs zählt: ein sensitiv empfindender Stimmungskünstler, der sich dennoch nirgends in Emotionen verliert. Äußerste Zucht im Rhythmischen, im Ausloten ein wenig sentimentaler Phrasen sind seine Stärke. Mit glasklarem dabei durchaus poetischem Anschlag modelliert er melodische Floskeln, leiht ihnen zugleich prickelnde Spannung. Ravels G-Dur- und D-Dur-Klavierkonzert scheinen ihm freilich besonders nahe zu liegen. Der Beweis: Wie er die melancholische Träumerei des

Adagio assai auskostet oder den Hexenkessel des. Prestosatzes. — Milan Horvat leitete das ORF- Symphonieorchesters. Ravels „La vase“ gelingt dem Orchester nun schon viel überzeugender als vor einigen Wochen im Sendesaal, für die Rhapsodie espagnole müßten Dirigent und Orchester noch exakter werden.

Einen der nobelsten Kammermusikabende dieser Saison erlebte man im Schubert-Konzert mit dem Trio di Trieste, das die Klaviertrios B-Dur (D 898) und Es-Dur (D 929) im Mozart-Saal aufführte. Technische Perfektion, ein ungemein feinfühliges Verstehen Schubertscher Musik, Sinn der drei Interpreten für stupende Klangentfaltung sind da wie bei nur wenigen K’ammermusik- ensembles vereint. Andante-Saz und Rondo des B-Dur-Trios zeigten, wie behutsam die Herren kantable Bögen gestalten: wie etwa der Geiger Renato Zanettovich mit kraftvollen Tonphrasen modelliert, die von Amadeo Baldovino (Cello) und Dario de Rosa (Klavier) ungemein delikat umspielt wird. Wie selten ist solche Harmonie des Zusammenspiels geworden.

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