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Gerüchte um Papst- Rücktritt dementiert

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Mit großer Hartnäckigkeit ist in nem jüngeren und vor allem beliebte- Rom seit Tagen die Rede vom Rück- ren Nachfolger Platz machen, damit tritt Pauls VI. zu seinem 80. Geburts- frischer Wind ins Gebälk der Kirche tag, den der Papst am 26. September begehen wird. Der Vatikan hat diese Gerüchte sofort dementiert, zuerst durch Gewährsmänner, die Vatikani- sten, dann durch Pater Vergilio Levi im „Osservatore Romano“. Levi gehört zwar nicht zu den eigentlichen Sprechern des Vatikans, doch kann seine Stimme nicht überhört werden. Immerhin ist er stellvertretender Direktor des „Osservatore Romano“ und seine Meinung wurde in diesem Sprachrohr des Vatikans veröffentlicht.

Die sich mit der Papst-Demission befassende Presse stützt sich auf zwei Beschlüsse Papst Pauls VI., die seinen eigenen Rücktritt zum 80. Geburtstag angezeigt erscheinen lassen. Bereits vor Jahren hat er bekanntlich den Bischöfen nahegelegt, ihr Amt zum 75. Geburtstag zur Verfügung zu stellen. Dieser „Einladung“ haben die meisten Vorsteher der Diözesen - auch Erzbischöfe - Folge geleistet. Bekanntestes Beispiel ist Kardinal Pellegrino, Erzbischof von Turin, der kürzlich durch den Erzbischof von Bari ersetzt wurde, obwohl er noch bei bester Gesundheit ist und sich bei den roten Stadtherren der Fiat-Metropole größter Beliebtheit erfreute.

Beim zweiten Entscheid handelt es sich nicht um eine bloße Einladung des Papstes, sondern um seine unumstößliche Vorschrift: Kardinale dürfen nach dem 80. Geburtstag nicht mehr dem Sacrum Collegium zur Bestellung der Papst-Nachfolge angehören. „Wie kann Papst Paul VI. den Kardinalen etwas verbieten, das er auf sich selbst nicht bezieht“, fragten sich nicht wenige Journalisten. Bei dieser Frage war der Wunsch der Vater des Gedankens, der alternde Paul VI. möge ei-

komme. Immer wieder wird der Papst als großer Zauderer hiiigestellt und mit Hamlet verglichen, der seiner großen Aufgabe nicht mehr gewachsen sei und bereits aus gesundheitlichen Gründen seinen Hut, also die Tiara, abnehmen müßte.

Pater Levi kann solchen Überlegungen keineswegs beipflichten: Was einem Bischof geziemt, weil er ein Missionär ist, der mit all seinen Kräften - auch den körperlichen - sein Amt ver-, sehen muß, ist keineswegs verbindlich für den Stellvertreter Christi, bei dem „die Leitung von oben“ im Vordergrund steht. Auch wenn der Papst Bischof von Rom sei und von dieser Stellung her seine theologische Rechtfertigung als Oberhaupt der Kirche entziehe, meint Levi, trete seine seelsorgerische Aufgabe in den Hintergrund; er könne diese damit verbundenen Verpflichtungen delegieren, wozu ja das Römer Vikariat - gegenwärtig unter Kardinal Doletti - geschaffen worden ist.

Wenn nur die noch nicht 80jährigen Kardinale die künftigen Päpste bestellen dürfen, so heißt dies nach Levi keineswegs, daß Paul VI. diese Altersgrenze für den eigenen Rücktritt zum Maßstab nehmen muß. Dies scheint auch die Auffassung des von allen Seiten her bedrängten Pauls VI. zu sein: Er hat in den letzten Monaten mehrere Male betont, daß der Papst als Stellvertreter Christi sein Amt offensichtlich als einmalige und unverzichtbare Bürde versteht, die jenseits menschlicher und persönlicher Entscheidung bis zum letzten Atemzug und allen Widerständen zum Trotz, nach bestem Wissen und Gewissen versehen werden muß.

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