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GROSSERE VERANTWORTUNG GEGENÜBER JUNGEN KÜNSTLERN

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Die Tatsache, daß das Kunsthochschulgesetz seine schützende Hand über Musikhochschulen und Hochschulen der bildenden Künste hält, hat positive wie auch negative Seiten. Ist es etwa nicht notwendig, die Kunsthochschulen zu reformieren? Sicher, aber hier liegen die Dinge ein wenig anders.

Zunächst besteht zwischen dem Studierenden und seinem Lehrer eine viel engere Beziehung und daraus ergibt sich eine viel größere Verantwortung dem Studenten gegenüber.

Hier müßte eine Reform vor allem einhaken: Viele Professoren sind durch Lehraufträge an anderen Hochschulen schon rein zeitlich nicht imstande, ihrer Aufgabe mit der nötigen Konsequenz gerecht zu werden. Zu den meist ausländischen Lehraufträgen gesellen sich noch die Privatschüler, die in jeder Hinsicht Vorrang haben.

Solisten als Lehrer

Gerade in den künstlerischen Fächern sind Ausdauer, Regelmäßigkeit und Wiederholung des Gelernten die wichtigsten Wege zum Ziel. Und nirgends kann man leichter auf „Irrwege” geraten als in künstlerischen Belangen. Umso schwieriger ist es, in der kurzen Zeit, die Lehrern und Studenten zur Verfügung steht, eingeübte Fehler auszumerzen. Gelerntes zu wiederholen und zu überprüfen und Neues so einzuüben, daß die eigene Weiterarbeit möglich ist. Auch als Laie kann man sich vorstellen, daß da 50 Minuten pro Woche zil wenig sind. Andererseits werden Talente oft allzu schnell „verdorben” und es könnte geradezu segensreich sein, daß dafür nur 50 Minuten zur Verfügung stehen. Vor allem am Beginn des Studiums ist die Vertrauensposition eines guten Lehrers wichtig, ist mehr Zeitaufwand für den Studenten gerechtfertigt.

Ebenso sollte man beim Lehrenden ein gewisses Maß an Kompetenz voraussetzen können. Im Bereich der Musik schöpfen leider nur wenige von ihnen aus dem Erfahrungsschatz, den sie sich als Solisten aneignen konnten, vielen fehlt ausreichende praktische Erfahrung. Dies sollte aber ein unumgängliches Kriterium bei der Auswahl neuer Professoren sein.

Tests für Professoren?

Grob gesprochen, scheint manchmal ein erfolgreicher Abschluß eines Musikstudiums ausreichend, um als Unterrichtender am gleichen Institut sein theoretisches Wissen weiterzugeben. Vielleicht wäre es sogar von Vorteil, auch die Professoren einem jährlichen Leistungstest zu unterziehen, im Rahmen eines Konzertes (oder einer Ausstellung)? Bei solchen Anlässen könnten auch Studenten mitunter mehr lernen als im eigentlichen Unterricht.

Ein noch viel gravierenderes Problem ergibt sich bei der Berufung neuer Professoren. Werkann sich erlauben, wirklich über die Kompetenz eines zu Berufenden aus einem anderen Fachbereich zu entscheiden?

Auf die Frage, ob also auch Kunsthochschulen reformiert werden sollten, ist so nur mit „Jein” zu antworten. Künstlerische Fächer kann man nicht auf die gleiche Weise lehren wie Jus oder Medizin. Das ist vielmehr eine Sache des Gefühls und der richtigen Betreuung. Die Autorin studiert Gesang in Wien.

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