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Kärntner Kunst des Mittelalters

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Unter diesem Titel 1st bis Ostern in cler Osterreidiisdien Galerie des Oberen Belvederes eine Auswahl aus den wertvollen Beständen des sonst fast kaiim bekannten Diözesan-museums Klagenfurt zu sehen, die durch einige Werke aus dem Besitz der Galerie ergänzt wurden. Schon die Beispiele romanischer Kunst zeigen die eigenartige Stellung dieser Kimstlandscbalt, die von t^rlaigerunigen nldit frei und Einflüssen offen war, handelt es sich doch bei ihnen fast ausschließlich um Importgut Hier findet man die einzigartige Magdalenenscheibe aus Weitensfeld (in einer Kopie), romanische Bronzekruzifixe von Vortragkreuzen — danmter das bemerkenswerte von Köttmannsdorf — und den hervorragenden Gurker Tragaltar. Der Kruziflxus aus Höllein vertritt dabei die romanische Großplastik. Früh- imd Hoch,gotik fehlen in dieser Ausstellung, aber dafür ist das bedeutendste Beispiel Kärntner Malerei der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der Rangersdorfer Altar, zu sehen, dessen Umbildung räumlicher Werte ins Flächig-Dekorative im Zusammenhang mit der Farbigkeit scäion das vertritt, was als spezifisch „kämt-nerisch" anzusprechen ist und von Otto Demus im ausgezeichneten Katalog als „eine ganz diesseitige Kunst, reich, liebenswürdig, temperamentvoll, dekorativ und unproblematisch" charakterisiert wird. Hier stehen wir vor einem der Hauptwerke österreiciiischer Kunst dieser Zeit

In diesem Sinn kämtnerisch sind auch das Votivbild des Probstes Hinderkircäier von Gurk, die Marientafel mit den vier Heiligen von Friedrich von Villach und die Tafel mit den seciis Heiligen von ThcMnas von Villach, Beispiele einer lokalen Abwandlung des „weichen Stils". Zwischen den Zeiten steht das interessante Flügelaltärchen von Flitschl in seiner Verbindung von Elementen der Gotik und der Renaissance, während sich der Kalvarienbertg aus Hoch-St. Paul bereits derb auf einen neuen Boden stellt. Eindrucksvoll ist auch das große Pastentuch von Steuerberg, vor alilem in zeichneri-

chen Details. Unter den Schnitzplastiken des 15. Jahihunderts fallen die Pieta von Straßburg, die Madonna aus Maria-Höfl und die anmutigen weiblichen Helligen aus Gallizien auf, der sehr rhythmisch bewegte große Sebastian — ebenfalls aus Straßburg — und die strenge Figur der heiligen Hemma aus St Walpurgen. Aus dem 16. Jahrhundert stammt die in ihrem Empfinden notii durchaus gotische Figur eines Johannes, stammen zwei reizende lautenspielende Engel, ein Augustinus aus Reisach und der in seinen Flügeln Dürers „Marienleben" in Reliefs umsetzende Altar aus St. Georg am Baierberg. Gestickte Kasein und ein geschnitztes Kirchengestühl weisen wie das andere liturgische Gerät auf den zweiten Aspekt der AussteHung hin, der diese Kunstwerke als Zeugnisse mittelalteriicher Volksfrömmigkeit in ihrer Punktion verstanden haben wUl und im Katalog von Leopold Schmidt eingehend gewürdigt wird. Darüber hinaus hat diese schön gestaltete Ausstellung durch die für sie durchgeführten Restaurierungsarbeiten wertvollstes Kunstgut nicht nur einem Domröschenschlaf entrissen, sondern auch sichern und bewahren geholfen. Man soljte sie imbedingt besuchen.

• Anläßlich des 160. Geburtstages von Franz Liszt und des 90. Geburtstages von Bela Bartok wird im Herbst 1971 in Budapest ein internationaler Pianistenwettbewerb veranstaltet. Die Konkurrenz steht allen Pianisten, die jünger als 32 Jahre sind, offen.

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