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Lehrer aus Brixen

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Universität Bozen oder Pädagogische Fachhochschule in Brixen? Im Europäischen Wirtschaftsraum sind universitäre Einrichtungen (mit Zweisprachigkeit) für Südtirol gefordert.

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Universität Bozen oder Pädagogische Fachhochschule in Brixen? Im Europäischen Wirtschaftsraum sind universitäre Einrichtungen (mit Zweisprachigkeit) für Südtirol gefordert.

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Kommt es nun doch zur Universität Bozen? Seit Jahren wird über diese Frage diskutiert, gestritten, mitunter heftig. Noch ist der höchste Bildungsabschluß, der in Südtirol erreicht werden kann, die Matura, an den berufsbildenden Schulen zum Teil mit einem berufsspezifischen Titel.

Aber auch für Italien und damit für Südtirol gilt der gemeinsame Markt mit der gegenseitigen Anerkennung von Studien und Studienabschlüssen und fordert, sich dem Niveau der Nachbarn anzupassen. Bringt das die Universität Bozen, die naturgemäß zweisprachig sein müßte?

Bruno Hosp, Landesrat für Unterricht und Kultur in der Südtiroler Landesregierung, kürzlich zu Gesprächen in Wien, sieht Auswege aus dem Dilemma, das eine zweisprachige, von Rom abhängige Universität für die Südtiroler mit sich bringt, nämlich einer Stärkung der Italienischsprachigen.

Von den fast 17.000 Oberschülern in Südtirol sind rund 11.000 deutsch, 450 ladinisch undgut 5.100 italienisch. Von den aus der Provinz Bozen stammenden Studenten holen sich zur Zeit 3.500 ihre Ausbildung an österreichischen Universitäten, etwas mehr dürften es an italienischen sein. Aber von den Maturanten des Jahrgangs 1989 inskribierten mehr als 54 Prozent zuerst in Östereich und nur 46 Prozent in Italien, vor allem in Trient.

Das werde wohl auch weiterhin so bleiben, meint Hosp. Nachdem nun die italienische Bildungsreform nachholt, was in Österreich teilweise seit 1967 Gesetz ist, müssen nun auch dort künftige Volksschullehrer in Zukunft ein vierjähriges Hochschulstudium absolvieren. Dasselbe gilt auch für die Kindergärtnerinnen - diese Ausbildungsformen gibt es in Österreich nicht. Da aber gerade Volksschullehrer und Kindergärtnerinnen in der

Muttersprache arbeiten müssen, ist für sie eine Ausbildung an einer italienischen Hochschule nicht angezeigt.

Auch die andern Fachmaturanten werden durch ein Aufbaustudium und die Erwerbung der „kleinen laurea” ihre Berufsberechtigungen jenen der Fachhochschulabsolventen in den andern EG-Staaten angleichen müssen.

Deswegen wird Südtirol selbst Vorsorgen müssen, meint Hosp und kündigt voraussichtlich für Brixen mit seiner alten Schultradition die ersten Hochschuleinrichtungen des Landes an, die dann dem künftigen gesamteuropäischen Bildungsstandard genügen sollen.

Auch wenn die Hochschulzuständigkeit weiterhin in Rom bleibt, hat das Autonomiestatut in seinen Durchführungsbestimmungen dem Land doch etliche Zuständigkeiten eingeräumt, vor allem in der Fürsorge für die Hochschüler. Darüber hinaus wird Südtirol vor allem in der Aufbauphase intensiv mit den Universitäten in Österreich, Deutschland und der Schweiz kooperieren müssen, auch um die nötigen Ausbildner zu bekommen, die es im Land nicht gibt.

Schon 1956 haben Österreich und Italien ein Abkommen über die gegenseitige Anerkennung der Studientitel abgeschlossen - aber in diesen 35 Jahren wurden südlich wie nördlich des Brenner so viele neue Studiengänge und Studienabschlüsse eingeführt, daß das Abkommen immer wieder den neuen Gegebenheiten angepaßt werden mußte. Österreichs Unterrichtsbehörde hat nun im Vorjahr vorgeschlagen, ein neues Studientitelabkommen abzuschließen, das die gegenseitige Anerkennung global ausspricht und damit die Prozeduren radikal vereinfachen würde.

Darüber wird noch verhandelt. Der gemeinsame Markt dürfte auch in diesem Bereich beschleunigend wirken.

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