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Nachzipf für die Frau Minister?
Bei der Zeugnisvertei- lung schaut es für das Unterrichtsressort gar nicht gut aus. Hilde Hawliceks Schul-Arbei- ten entsprechen nicht.
Bei der Zeugnisvertei- lung schaut es für das Unterrichtsressort gar nicht gut aus. Hilde Hawliceks Schul-Arbei- ten entsprechen nicht.
Gut Ding braucht Weile, besagt ein Sprichwort. Eine Weile brauchen auch schon wieder ver- schiedene schulpolitische Maßnah- men, die nur zum Teil ein „gut Ding" sind.
Mitte April beschloß der Natio- nalrat die notwendigen gesetzlichen Grundlagen zur Maturareform. Die große Verzögerung aller Entschei- dungen im Unterrichtsministerium, die zur Vollendung der Oberstu- fenreform notwendig waren, hat- ten im Oktober des vergangenen Jahres zu „bundesweiten Informa- tionsversammlungen" und zum Entfall von Unterrichtsstunden geführt. Für neuerliche Streikdro- hungen sorgte gegen Jahresende
1989 die Fachbereichsarbeit, für die nahezu das Motto der bekannten Schirmgeschichte gelten könnte: Nimm sie mit, laß sie da, nimm sie mit, laß sie da ...
Schlußendlich wurde sie „mitge- nommen" und für die Abgeltung der Lehrerleistung eine Lösung gefunden. Aber noch immer aus- ständig ist die Reifeprüfungsver- ordnung, in der die Details der Matura geregelt werden. Offene Punkte sind - so ist zu hören - die Fächergruppen und ob in einer lebenden Fremdsprache jedenfalls mündlich, eine Position, die Res- sortchefin Hilde Hawlicek vertritt, beziehungsweise schriftlich oder mündlich maturiert werden muß. Für letzteren Vorschlag sprach sich auch die Mehrzahl der Stellung- nahmen im Begutachtungsverfah- ren aus.
Mit der Neugestaltung der Matu- ra wird in Schulversuchen Erprob- tes in das Regelschulwesen überge- führt (etwa Fachbereichsarbeit), aber auch zum Teil gänzlich Neues eingeführt (zum Beispiel fächer- übergreifende Prüfung). Letztere Möglichkeiten sollten dringend in Schulversuchen erprobt werden. Davon ist noch nichts zu hören. Je- doch will das Ministerium sonst die „Schulversuche" verdoppeln.
Nachdem die im Arbeitsüberein- kommen geplante Schaffung eines flexiblen Modells ganztägiger Schulformen (siehe Kasten) dem Unterrichtsministerium bisher nicht gelungen ist, versuchte man durch die 12. Novelle zum Schulor- ganisationsgesetz die Schulver- suche weiter auszudehnen. Dabei hat man unter anderem nicht be- achtet, daß nach dem Gesetz Schul- versuche nur dann zugelassen wer- den, wenn besondere pädagogische oder schulorganisatorische Maß- nahmen erprobt werden sollen. Bei der beabsichtigten Fortsetzung der bereits mehr als ein Jahrzehnt prak- tizierten Schulversuche zu den
ganztägigen Schulformen gilt dies eindeutig nicht. Der zuvor vom Un- terrichtsressort ausgesandte Ge- setzesentwurf war - so das Ministe- rium selbst - überwiegend für un- genügend befunden worden.
Der „neue" Schulversuch hätte jährlich Kosten von zirka einer Milliarde Schilling verursacht. Angeblich sei Ferdinand Lacinas Bundesministerium für Finanzen damit einverstanden gewesen.
Eigentlich unverständlich, daß auf der einen Seite Streikdrohun- gen wegen Besoldungsfragen (Fach- bereichsarbeit, Maturavorsitz) bei relativ geringen Beträgen auf der Tagesordnung stehen, andererseits eine Milliarde für letztlich völlig überflüssige Schulversuche zur Ver-
fügung stehen sollen.
Wie zu erfahren ist, wird nun ver- sucht, in Parteiengesprächen doch noch eine sinnvolle Lösung zu fin- den. Rahmenbedingung: die tat- sächliche Respektierung des Grundsatzes der Freiwilligkeit sowie eine gerechte und taugliche Lösung für die (katholischen) Pri- vatschulen.
Ebenfalls noch ungelöst ist die endgültige Behandlung des Schul- volksbegehren zur Senkung der Klassenschülerhöchstzahl. Wenn eine lebende Fremdsprache so wich- tig ist, daß sie unbedingt auch bei der mündlichen Matura genommen werden muß, wenn Geld für Schul- versuche vorhanden ist, bei denen es nichts Neues zu erproben gibt und deren bisherige Kosten vom Rechnungshof kritisiert wurden, ist eigentlich unverständlich, warum für eine etappenweise Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen kein Geld vorhanden sein sollte.
Warum können nicht in einer er- sten Etappe die Teilungsziffern ge- senkt werden, damit nicht erst ab 30 oder 32 Schülern beim Fremd- sprachenunterricht in der Unter- stufe der Allgemeinbildenden hö- heren Schulen geteilt wird? Eine lebende Fremdsprache als ver- pflichtendes mündliches Matura- fach ohne entsprechende solide Ba- sisausbildung ist zu wenig.
Der Autor ist Generalsekretär des Katholi- schen Familienverbandes Österreichs
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