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Noch ein Kind? — Ihr Pech!
Weniger Geburten, mehr Arbeitslose und eine längere Lebenserwartung: Unser Sozialversicherungssystem gerät ins Schleudern. Werden jetzt die richtigen politischen Weichen gestellt?
Weniger Geburten, mehr Arbeitslose und eine längere Lebenserwartung: Unser Sozialversicherungssystem gerät ins Schleudern. Werden jetzt die richtigen politischen Weichen gestellt?
Die Regierung ist offenbar fest entschlossen, den Österreichern klarzumachen, daß die Gründung von Mehrkinderfamilien auch in Zukunft unerwünscht ist.
Hier die Fakten: 40 Prozent der Mehrkinderfamilien leben unter der Armutsgrenze. Zugleich erreicht die Geburtenrate mit 1,46 Kinder pro Frau einen historischen Tiefstand, der in den kommenden Jahrzehnten geradezu zu einer Entvölkerung des Landes führen wird.
Doch ein Heer von Pensionisten - mit „wohlerworbenen Rentenansprüchen“, versteht sich — wird in ein bis zwei Jahrzehnten die Einlösung einer Pensionsgarantie fordern, die die schrumpfende Aktivbevölkerung weder einlösen will noch kann.
In dieser Situation beschließen die Regierungspartner etwa keineswegs feierlich, alles zu tun, um die Mehrkinderfamilie zu propagieren. Im Gegenteil, sie ziehen die Steuerschraube für Familien weiter an: Die angekündigte Besteuerung des Karenzgeldes, des Arbeitslosengeldes, der Notstandshilfe mögen zwar steuersystematisch etwas für sich haben. Doch sie nehmen ebensowenig Rücksicht auf die Familiengröße wie das gesamte Steuerrecht.
Schon gar nicht sollen die „Besserverdiener“ unter den Familienvätern geschont werden: Mit einer Kürzung der Steuerfreibeträge um bis zu 80 Prozent will man auch jenen Alleinverdiener-Mittelstandsfamilien die Daumenschrauben anziehen, die bisher — wo kämen wir denn da hin, wenn das jeder macht? — noch mittels Lebensversicherung-, Wohnraumbeschaffungs- und sonstigen Freibeträgen die Familienfeindlichkeit des österreichischen Steuersystems lindern konnten.
Die Gegenleistung des Staates: 50 bis 100 Schilling monatlich mehr Kinderbeihilfe und - vielleicht - eine allgemeine Senkung der Steuertarife. Ob die aber wirklich kommt, kann heute niemand sagen. Das vom Katholischen Familienverband und vom Kummer-Institut geforderte steuerfreie Existenzminimum für Kinder bleibt jedenfalls weiterhin „Fernziel“. Und gegen ein steuerliches Familien-Splitting wehrt sich die SPÖ mit Händen und Füßen.
Familienpolitik? Bevölkerungspolitik?
Egal, wer nicht ins Schema paßt, hat eben Pech gehabt.
Oder, flott formuliert: Wer so viele Kinder hat, ist selbst schuld.
Was geht's den Rest der Steuerzahler an? Die Pensionen von morgen zahlt sowieso der Staat...
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