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Urmnerung

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Mitten in der Stadt steht ein altes Haus. In dem Hause ging meine Kindheit aus, Von dem Hause zog meine Jugend fort; Du, mein liebes Haus, stehst noch heute dort,

Mauer nur und Stein, dennoch eine Welt, Wenn der Sonntag still seinen Atem hält, Wenn das große Tor zugeschlossen ist, Und im Hof die Bank auf sich selbst vergißt.

Doch der Brunnenarm, der das Wasser hebt, Zeigt, daß unterm Stein tief die Erde lebt; Und ein Blick hinauf, wenn der Abend sank, Weiß dem Sternenvolk für sein Grüßen Dank.

Belieben auspeitschen durfte, warf er ihm die schlimmsten Beschimpfungen an den Kopf, deren er sich nicht einmal in der Leibeigenschaft bedient hätte. Dann lief er voraus, dem Hause zu.

.Gehe nicht zu Katharina', riet ich dem Knecht, ,er wird dich schlagen, wenn er dich dort ertappt.“

,Ach was!' sagte der Mann. .Nach den Strafen in der Leibeigenschaft ist alles andere mehr als ein freundlicher Spaßl'

Mein Stiefvater blieb plötzlich stehen und wartete auf uns.

,Nikita ... nur ein Wort, bleib stehen, mein Bester', murmelte er. ,Hör mal, ich entlasse dich ja nicht — nur ein Wort. Du bist ja arm, nicht wahr? Siehst du — ich schenke dir fünfzig Goldrubel. Dü aber, du verdammter Lümmel... laß dich verprügeln, so wie damals — in der guten, alten Zeit. Einmal nur und nie mehr wieder. So weißt du, ich stehe dabei und zähle die Peitschenhiebe... Zwanzig Rubel Zulage monatlich außerdem — und in Gottes Namen — hundert Rubel in Gold!'

Nikita blieb mit einem Ruck stehen. ,Ha', rief er und sah ziemlich benommen aus. .Hundert Rubel in Gold? Hundert Rubel...!'

,Ja, dabei bleibt es, Freundchen. Bedenke nur, wie du mich gekränkt hast', klagte der Herr. ,Du hast die Strafe wohl verdient. Anton wird die Arbeit übernehmen. Du kennst ihn doch; er ist nicht gar so scharf!'

,Anton? Der Blutsauger?' Nikita lachte, hob den Blick zum Himmel und blinzelte die Sonne an. Hundert Goldrubel. Wie sie glänzten!. — Eine Weile stand er noch unsicher vor seinem Herrn. Dann wandte er sich dem Kirchturm zu, dessen Kreuz golden funkelte.

,Du bist frei', hat Zar Alexander gesagt', murmelte er. ,Hege und pflege deine Freiheit und Ehre! Ich bin nicht einverstanden, gnädiger. Herr', sagte der Knecht und schleppte sich zu seiner Hütte.

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