Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Reif für den Urlaub
So reif war ich seit meiner Matura nicht mehr. Ich meine, reif für den Urlaub. Nach Beendigung meines dreibändigen unbändigen Schmunzelwerkes „Spaß is beautiful" war ich jedoch zu erschöpft, denselben anzutreten. Ich mußte mich erst ausruhen, bevor ich fähig war, auf Erholung zu fahren.
Ich setzte mir eine Frist zwischen dem siebenten und neunten des Vormonats, ich glaube, es war der achte, an dem ich mich gesundschreiben lassen wollte. Dem stand nichts mehr im Wege, außer Bukschi. Bukschi ist mein Hund. Eine Kreuzung zwischen einem ungarischen Hirtenhund und einem Neufundländer mit einem Schuß Rattler oder so.
Eine Kreuzung zwischen der Babenberger- und der Ringstraße könnte genaueres über ihn erzählen, da ist es nämlich passiert. Ein ausgesprochener Großstadthund, der auf dem Land nichts im Kopf hat als Hühnerjagen und Wadlbeißen. So gebe ich ihn, wenn Urlaub droht, in Untermiete zu Kumpel Johann. Doch der ist selbst verreist; im Winter zieht's ihn stets in die Alpen, im Sommer fährt er gen Süden in die Algen.
Weitere Umschau im Freundeskreis: Karl, der Frischvermählte, paßt lieber auf seine Frau auf statt auf Bukschi; Niki kommt erst in zwei Monaten frei, wenn es mit seiner Berufung oder Nichtigkeitsbeschwerde klappt oder wenn er ausbricht. Mit den Simandl, meinen Nachbarn und Pflanzenbetreuern in Urlaubsnotzeiten, gab's auch Schwierigkeiten: sie standen gerade vor ihrer Scheidung. Ihre Hauptsorge war die Aufteilung ihres Hab und Gut. (Oder sagt man Habes und Gutes?)
Othmar litt an Heuschnupfen, den konnte ich nicht mit Pflanzen pflanzen, per Watscheiberger war auf seinem neuen Statussymbol, dem Bauemhof, wo er selbst genug mit Pflanzlichem zu tun hat. Außerdem ist er ein Säufer, er würde meiner Flora keinen Tropfen zum Trinken gönnen.
Frau Dragica, meine Bedienerin, macht mir auch Sorgen. Sie kommt zweimal in der Woche aufräumen und ich habe mich ihr anzupassen, weil sie eine gleitende Arbeitszeit für sich in Anspruch nimmt.
Einmal gleitet sie am Montag bei mir vorbei und einmal am Donnerstag, um den Staub hinter die Schränke zu kehren, weil unter dem Teppich würde ich es ja merken. Leider nimmt sie erst in fünf Wochen ihren Urlaub und will bis dahin auch die Fenster putzen, also muß ich daheim bleiben, damit die Polizei mich gleich verhaften kann, wenn die Unfallunversicherte aus dem Fenster fällt.
Vorgestern schrieb ich den Urlaub in den Rauchfang. Gestern hat mich ein alter Spezi in sein Haus in der Rax am Payerbach eingeladen. Er fährt auf Urlaub und braucht jemanden, der auf seinen Hund aufpaßt, seine Zimmerpflanzen begießt und seine Bedienerin hereinläßt, wenn sie so lieb ist und vorbeikommt.
Wohin er fährt, möchten sie wissen? In meine Wohnung, wo er Bukschi, meinen Zimmerpflanzen und Dragica Gesellschaft leistet.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!