6898565-1980_19_19.jpg
Digital In Arbeit

Viel Geld, ka Musi

Werbung
Werbung
Werbung

Vorige Woche war hier die Rede davon, wie es der von der Natur so benachteiligte Inselstaat Japan zuwege bringt, mit bei uns in Verruf geratenen Einstellungen zur Arbeit wie Leistungsbewußtsein und Unter-nehmensverbundenheit die traditionellen Industrienationen in die Defensive zu drängen. Nach einem Nachsaisonurlaub in Österreich, der die Erfahrungen der letzten Jahre bestätigte, füge ich hinzu: Das traditionelle Fremdenverkehrsland Österreich kann froh darüber sein, daß die Japaner wenigstens auf diesem Sektor nie zum Konkurrenten werden können.

Mit welch überdurchschnittlichem Elan und ftir unsere Breiten ungewohnter Akribie die Japaner auch in diesem Bereich tätig sind, konnte ich vor nunmehr zwei Jahren selbst erleben. Ich hatte - wie sich herausstellen sollte, als einziger - eine Tagestour mit Bahn und Bus und Reisebegleitung in die weitere Umgebung von Tokio gebucht. Als gelernter Österreicher und weil die UnWirtschaftlichkeit der Sache so evident war, machte ich selbst den Vorschlag, das Unternehmen abzubrechen und mir mein Geld zurückzugeben. Höflich, aber bestimmt bedeutete man mir, daß ich ein Recht auf die versprochene Leistung habe und daß das Reisebüro selbstverständlich zu seiner Verpflichtung stehen werde. Und das sah dann so aus:

Statt vom Bus wurde ich von einer Hosteß vom Hotel abgeholt und mit dem Taxi zum Bahnhof gebracht, wo mich der Reiseführer bereits erwartete. Nach zwei Stunden Bahnfahrt wechselten wir in einen Bus, mit dem dann die eigentliche Sightseeing-Tour im geplanten Umfang durchgeführt wurde. Busfahrer, Reiseführer und eine Reisebegleiterin arbeiteten einen ganzen Tag ausschließlich für mich.

Und in Osterreich?

Seiteinem Jahrzehnt trage ich den Klagen der heimischen Fremdenverkehrswirtschaft über Saisonspitzen und flauer Nachsaison Rechnung und verbringe meinen Urlaub vorzugsweise außerhalb der Hauptreisezeit. Das Ergebnis ist immer und (fast) überall das gleiche (weshalb hier keine Namen genannt werden sollen): Geschlossene Infrastruktureinrichtungen und der Hinweis auf die Saisonmüdigkeit als Entschuldigung für Unzulänglichkeiten. Da wird im Restaurant um 20 Uhr beim Betreten das Licht abgedreht, weil man für bloß zwei Gäste nicht extra kochen will, da wird - ohne Ankündigung - mitten am Tag der Skilift abgestellt (eben erlebt!), weil sich - wörtliches Zitat - „für de paar Mandln” der Betrieb nicht lohnt. Was soll da der Hinweis, daß man sich eben erst eine Tageskarte gekauft hat, weil man die Auskunft „alle Lifte in Betrieb” erhalten hat?

Man sollte trotz aller Rekord-und Jubelmeldungen einmal darüber nachdenken, warum nur mehr ein Drittel der Österreicher im eigenen Land Urlaub macht.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung