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Vorbereiten auf die Pension
Vielfach werden jene Kolleginnen und Kollegen, die kurz vor der Pension stehen, beneidet. Sie haben den Alltagstrott bald überstanden, können dann endlich das tun, was ihnen wirklich Spaß macht! Können reisen, lesen, ihren Hobbys nachgehen.
Wie sieht aber die Wirklichkeit aus? Wissenschaftliche Untersuchungen ergeben folgendes Bild: Es gibt viele, die sich auf den neuen Lebensabschnitt freuen, ihn voll genießen. Sie nutzen die Chance, endlich das tun zu können, was ihnen Spaß macht, was sie tatsächlich erfüllt. Es sind dies meist sehr aktive Menschen, die sich bewußt mit ihren Wünschen und Möglichkeiten auseinandersetzen und versuchen, daraus das Beste zu machen.
Für viele bedeuten jedoch die Veränderungen und Umstellungen, die der Eintritt in den Ruhestand mit sich bringt, eine schwierige Lebensphase. Schwierig deshalb, weil Lebensrhythmus, Lebensgewohnheiten und Interessen sehr wesentlich beeinflußt werden, sich Menschen in dieser Situation leicht isoliert und einsam vorkommen und das Gefühl haben, nicht mehr gebraucht zu werden, nicht mehr dazuzugehören.
Das betrifft jene, bei denen der
Beruf zum Lebenssinn geworden ist, natürlich stärker. Es ist eine innere Leere da, und Hand in Hand damit werden Abbauprozesse registriert.
Der Ubertritt vom Aktiv- in den Ruhestand ist sicher nur eine von vielen schwierigen Phasen, denn
Von ELISABETH MINICHSDORFER
Problemsituationen treten während des ganzen Lebens auf. Eine der Grundvoraussetzungen, sie positiv zu bewältigen, ist es, unabänderliche Gegebenheiten zu akzeptieren und jene Lebensbereiche zu gestalten, die beeinflußt werden können.
Es kann aber nur dann etwas positiv gestaltet bzw. beeinflußt werden, wenn die Bereitschaft da ist, sich geistig mit einer neuen Situation auseinanderzusetzen, das heißt, sich auf die Zukunft vorzubereiten. Es gibt jedoch leider in Österreich kaum eine Vorbereitungsmöglichkeit für Menschen, die in Pension gehen. Dies wäre Aufgabe der Betriebe, denen Menschen ihre Arbeitskraft oft 30 bis 40 Jahre zur Verfügung gestellt haben.
Der erste Betrieb, der diese Idee der Vorbereitung auf die Pension in Österreich aufgegriffen hat, ist die österreichische Nationalbank. Seit drei Jahren bietet sie ihren Mitarbeitern, die in zwei bis drei Jahren in Pension gehen werden, in einer Veranstaltungsreihe von vier Nachmittagen die Möglichkeit, sich auf den Ruhestand vorzubereiten.
Die Veranstaltung erfreut sich— trotz anfänglicher Skepsis — größter Beliebtheit. Die Veranstaltungsreihe ist darauf aufgebaut, daß sich Menschen, die sich in der gleichen Situation befinden, gemeinsam über die Zukunft unterhalten. Dies geschieht nach vorgegebenen Themen, zu denen von Moderatoren kurz Stellung genommen wird, zuerst in Kleingruppen und dann im Plenum.
Es ist erfreulich zu sehen, wie viele Anregungen bei diesen Veranstaltungen gegenseitig gegeben werden. An jedem Nachmittag ist auch ein Informationsservice über aktuelle Fragen vorgesehen.
Die Humanisierung der Arbeitswelt besteht nicht nur darin, menschengerechte Arbeitsplätze zu schaffen, sondern auch darin, Menschen in schwierigen Situationen zu unterstützen.
Auszug aus „Information“ des Ludwig, Boltzmann-Instituts für Altersforschung/ Arbeitsgruppe Psychologie vom Okto 1985.
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