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Zeitgeschichte im Vormarsch

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Wer war Österreichs letzter Kaiser? Kurt Skalnik meinte kürzlich in der FURCHE, acht von zehn Österreichern würden spontan Franz Joseph I. nennen. Wie eine Umfrage der Welser Schülerzeitung „Treffpunkt“ ergab, saß wirklich nur für 20 Prozent der Jugendlichen Karl I. als letzter auf dem österreichischen Thron, aber immerhin für 43 Prozent sämtlicher Befragter.

Dafür wußten 56 Prozent der Jungen, daß der erste Staatskanzler Karl Renner war, bejahten 75 Prozent der jüngeren Generation die österreichische Nation und 94 Prozent die Staatsform Republik. Überraschend scheint nur, daß die ältere Generation zu 94 Prozent dafür ist, daß das 20. Jahrhundert im Geschichtsunterricht ausführlich behandelt wird, während nur 85 Prozent der Jungen dieses Interesse haben.

In der Bundesrepublik Deutschland hat die „Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlegern“ anläß-

lieh der TV-Serie „Holocaust“ das geringe Wissen der Schuljugend über Zeitgeschichte beklagt und auf die zahlreichen in den letzten Jahren erschienenen Jugendbücher über die Zeit des Nationalsozialismus hingewiesen.

In Österreich wurde im Vorjahr an den Schulen ein „Jahr der Zeitgeschichte“ veranstaltet, das in einem Wettbewerb zum Nationalfeiertag gipfelte und auch in den Schülerzeitungen lebhaften Niederschlag fand. Noch im Februar 1979 widmet das Melker „Jungimus“ drei Seiten einem Bericht über die Jahre 1938 bis 1945 am Melker Stiftsgymnasium, , jeunesse vitale“ (Bundes- und Realgymnasium Wien X) zweieinhalb Seiten dem Februar 1934.

Die „Kristallnacht“ ist das Thema von Beiträgen in , junge gemeinde“ (Mitteilungsblatt des Evangelischen Jugendwerkes in Österreich) und „Wiener Blätter“ (Organ der Katholischen Hochschuljugend Österreichs am Hochschulort Wien). Als Verfas-

Für alle, die es noch nicht wissen: Mit Schul- oder Inskriptionsbestätigung kpstet ein FURCHE-Vierteljahresabon-nement nur den halben Preis -60 Schilling!

ser zeichnen Nadine Hauer beziehungsweise Elfriede Kreuzeder, beide FURCHE-Lesern bestens bekannt.

Mit der Ausstrahlung von „Holocaust“ dürfte diese Thematik neue Nahrung bekommen. Erstes Anzeichen dafür ist eine seriös gemachte Sondernummer „Was ist Faschismus?“ des Grazer Jugendmagazins „Perplex“, zu der auch der Chefredakteur-Stellvertreter der „Kleinen Zeitung“, Kurt Wimmer, einen Beitrag lieferte.

Eine weitere Welle kommt durch die bevorstehenden Wahlgänge auf uns zu. Unter dem Titel „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder...“ macht sich „Der Schwätzer“ (Bundesgymnasium Amstetten) bereits Gedanken über die Landtagswahlen in Niederösterreich:

„Auch dem unaufmerksamen Verfolger der Wahlkampfszene sticht eines ins Auge, nämlich die Häufung von Plakaten, in deren Mittelpunkt neben Politikern liebliche Kinder stehen. Es ist klar, daß sich die Wahlkampfstrategen der Parteien immer danach richten, was gerade besonders ,in' ist. Wen wundert's also, wenn im .Internationalen Jahr des Kindes' auch die Politiker die Liebe zum Kind entdecken, es damit aber wohl eher als Mittel zur eigenen Machtvergrößerung einsetzen?“

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