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Nach 25 Jahren

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„Es war immer mein Wunsch und mein gemühen, eine Musik zu schreiben, die für die große Masse der Hörer verständlich und doch von Banalem so weit frei wäre, daß sie auch noch die gebildeten Musikfreunde zu fesseln vermöchte.“ Dieser Wunsch ist Arthur Honegger mit seinem dramatischen Oratorium „Jeanne d'Arc au bücher“, das er gemeinsam mit Paul Claudel schuf, voll erfüllt worden. 1935 war die Partitur abgeschlossen, drei Jahre später erfolgte die konzertante Uraufführung mit dem Basler Kammerorchester unter Paul Sacher, der das Werk im Juni 1947 auch zum erstenmal nach Wien brachte. Aber bereits unmittelbar nach Kriegsende konnten wir Teile daraus im Rundfunk hören — das sind jetzt rund 25 Jahre her —, und die Wirkung ist seither nicht schwächer geworden: Johanna zeigt keine Altersrunzeln. Das durfte man \it Freude und Genugtuung am vergangenen Donnerstag bei einer Wiederbegegnung mit dem Werk Honeggers im Großen Konzerthaussaal feststellen. Der umfangreiche Apparat war glänzend bestückt: das ORF-Symphonieorchester unter Milan Horvat, die Wiener Singakademie (deren Männerstimmen hörbar verjüngt klangen), die Sängerknaben und ein Dutzend Solisten wirkten präzis und eindrucksvoll zusammen bei einer Aufführung, die als festlich bezeichnet werden kann.

Die Protagonisten waren Elisabeth Orth (Johanna) und Michael Heitau (Bruder Dominik), beide auch optisch aus dem Ensemble herausgehoben. Zwei hervorragende Sprecher umrahmten deren Meisterleistungen: Ernst Meister und Hans Christian. Drei scharf charakterisierende Stimmen bereicherten die Ausdruckspalette um drastisch-burleske Töne: Marianne Gerzner, Rudolf Rösner und Peter Baillie. — Die Dialogregie war Ernst Wolfram Marboe anvertraut — der erfreulicher- und vernünftigerweise — nicht versuchte, das Konzertpodium in eine Opernszene zu verwandeln, sondern einen eher episch-expressiven Stil anstrebte. Dies schien auch die Auffassung des Dirigenten zu sein, der das Riesenensemble mit sicherer Hand lenkte. Langanhaltender Beifall.

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