6580889-1951_17_03.jpg
Digital In Arbeit

Lebensnahe Mittelschule

Werbung
Werbung
Werbung

Pressemeldungen brachten für die Öffentlichkeit etwas überraschend die Nachricht über die Beschäftigung der diesjährigen Konferenz der Landesschul-inspektoren für Mittelschulen mit dem Problem der Lehrstoffbelastung unserer Mittelschule. Es darf vorweggenommen werden, daß unter anderem auch daraus sich notwendig ergebende Fragen, wie Prüfungen und Klassifizieren und insbesondere auch die über die Heranbildung der künftigen Mittelschullehrer beziehungsweise die Lehrerfortbildung, besprochen wurden.

Die nachfolgenden Zeilen verfolgen nur den Zweck, die Öffentlichkeit über die interessante Problemstellung zu orientieren und die Notwendigkeit der Behandlung zunächst einmal des Grandproblems der Lehrstoffüberlastung aufzuzeigen.

Unter den Klagen, die insbesondere immer wieder über die Mittelschulen — teilweise gilt dies aber auch für die Hauptschule — laut werden, will die über eine Überlastung des Unterrichts und damit der Kinder durch eine übergroße Lehrstoffülle nicht verstummen: Väter und Mütter wissen ein Lied davon zu singen, die Schuld trägt letzten Endes „selbstverständlich“ der Lehrer.

Es soll nicht davon gesprochen werden, daß infolge Fehlens von Lehrbüchern eine Mehrbelastung des Unterrichts, eine Verkürzung der Unterrichtszeit durch Diktieren, der Freizeit des gewissenhaften Schülers durch vielfaches „Reinschreiben“ eingetreten ist, ein Zustand, der allmählich sein Ende findet, da doch für die größere Zahl von Lehrgegenständen bereits Lehrbücher und Unterrichtsbehelfe geschaffen worden sind. Aber ein bloßer Blick auf die Stundenpläne für die Unterrichtsgegenstände seit dem Organisationsentwurf 1849 zeigten überraschenderweise, daß sowohl die Zahl der einzelnen Lehrgegenstände wie auch die auf diese und damit auf die Klassen entfallenden Stundenzahlen zugenommen haben. Während im Organisationsentwurf bei acht Gegenständen in der Mittelschule 184 Gesamtstunden und der einzelnen Klasse höchstens 25 Unterrichtsstunden zugedacht sind, finden wir um die Jahrhundertwende bereits neun Gegenstände mit 194 Gesamtstunden und durchschnittlich 22 bis 25 Stunden pro Klasse. In den Lehrplänen von 1918 weisen das Gymnasium bereits 22 4, das Realgymnasi-um und die Realschule 213, im Jahre 1927 Gymnasium, Realgymnasium und Realschule 24 6, Frauenoberschule 250 Gesamtstunden auf, die durch die Lehrpläne von 1936 eine kleine Verringerung erfahren. Die provisorischen Lehrpläne von 1 946 erstellten dazu die bis zum heutigen Tage gültigen Stundenzahlen: Gymnasium 256, Realschule, Realgymnasium 257, Frauenoberschule 2 7 0 1 Die Stundenzahlen pro Klasse liegen nicht unter 31 und überschreiten nicht 33. Die Zahl der Gegenstände jedoch ist auf 18 (!) obligate gestiegen, wozu noch die Möglichkeit kommt, nichtobligate Fächer (Freif#ächer) bis zu höchstens sechs Wochenstunden zu besuchen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung