Die hohe Kunst der Fuge
Die Architekten Certov, Winkler + Ruck planten die Sanierung und Erweiterung des Wien Museum zum Wien Museum Neu. Auf die Eröffnung Anfang Dezember kann man sich freuen.
Die Architekten Certov, Winkler + Ruck planten die Sanierung und Erweiterung des Wien Museum zum Wien Museum Neu. Auf die Eröffnung Anfang Dezember kann man sich freuen.
Der Karlsplatz ist ein schwieriger Ort, Otto Wagner bezeichnete ihn einst als „Gegend“. Am nordöstlichen Eck wurde 1959 das Historische Museum der Stadt Wien als erster Kulturbau der Ersten Republik eröffnet. Architekt Oswald Haerdtl hatte es geplant. Er war ein Meister des Details; in Farbigkeit und Materialität der dunkelroten Terrazzoböden, der gemaserten Hölzer, der Eleganz der eigens entworfenen Stiegengeländer, der Möbel und Hölzer manifestierte sich der Aufbruchsgeist der frühen Nachkriegszeit.
Das Wien Museum steht unter Denkmalschutz, die stetig wachsende Sammlung erforderte für Ausstellungen, Vermittlung und Lager wesentlich mehr Raum, als der Bestand bieten konnte. Statt bisher 6900 waren 12.000 Quadratmeter an Fläche erforderlich. Lang diskutierte man einen Standortwechsel, schließlich entschied man, den Haerdtl-Bau am Karlsplatz zu sanieren und auszubauen.
2015 wurde ein offener, anonymer, internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Der siegreiche Entwurf des österreichischen Teams Certov, Winkler + Ruck konnte sich gegen 273 andere Teilnehmende aus 26 Ländern durchsetzen. Ferdinand Certov, Roland Winkler und Klaudia Ruck gelang es, die gewaltige Fläche im Prinzip auf einen Dachaufbau und das Untergeschoß zu verteilen. Sie schoben ein Fugengeschoss zwischen die Traufkante des Bestands und das darüber schwebende Volumen für Sonderausstellungen.
Langsam verschwinden die Baustellengitter, an der neuen Ausstellungsarchitektur wird intensiv gebaut, bald werden die Exponate einziehen. „Wir wollten das Wien Museum wieder auf den Karlsplatz bringen“, sagt Roland Winkler. Man betritt es durch einen zweigeschoßhohen Glasquader, der dem Museum vorgelagert ist. Die Architekten verstehen diese Geste als „ausgestreckte Hand“ zum Karlsplatz.
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