Buch aus Stein: Notre-Dame in der Literatur
Ehrfurchtgebietend und symbolträchtig, Politbühne und Kletterspot: Jahrhundertelang war die Pariser Kathedrale Notre-Dame de Paris ein Thema der Literatur.
Ehrfurchtgebietend und symbolträchtig, Politbühne und Kletterspot: Jahrhundertelang war die Pariser Kathedrale Notre-Dame de Paris ein Thema der Literatur.
Ein „Wald“-Brand der besonderen Art ließ am 15. April 2019 den Atem der französischen Nation stocken. „Wald“, so nennt man den aus Eichenholz errichteten Dachstuhl der Kathedrale Notre-Dame de Paris. Ein dort ausgebrochenes Feuer zerstörte große Teile des Dachs, der einstürzende Spitzturm (la flèche) riss ein Loch in die darunterliegende Gebäudedecke. Die Restaurierung der Kathedrale ist weitgehend abgeschlossen, die Wiedereröffnung findet am 8. Dezember dieses Jahres statt. Zuvor, am 15. April, wird der fünfte Jahrestag der Brandkatastrophe mit einem Te Deum begangen.
So symbolstark das Gebäude, so symbolträchtig der Brand. Das gotische Meisterwerk ist – bei allem Säkularismus der Franzosen – auch ein Pfeiler ihrer Identität. Die Rauchschwaden verdeckten kurz den Graben, der die Nation eben durch ausufernde „Gelbwesten“-Proteste entzweite. Frankreich rückte im Schock wieder ein Stück weit zusammen. Noch während das Feuer wütete, sagten die reichsten Familien des Landes Spenden in Höhe von hunderten Millionen Euro zu. Den postwendenden Vorwurf, das viele Geld fließe nur wegen der Steuervorteile, entkräfteten die Geber mit ihrem Verzicht auf Absetzbarkeit.
Teil der Geschichte
In der Pflicht sah sich auch die Buchbranche. Anthologien zur Kathedrale wurden ediert, Victor Hugos Roman „Notre-Dame de Paris“ (deutsch: „Der Glöckner von Notre-Dame“) neu aufgelegt. Die Erlöse flossen ganz oder teilweise dem Wiederaufbau zu. Seit je würdigen Schriftsteller den Sakralbau als kulturelles Erbe, als Ort poetischer Verzückung, religiöser Erleuchtung oder als Schauplatz großer Dramen.
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