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Der Dollar Export Drive und Oesterreich

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Europa hat seine Zahlungsbilanz vom Jahre 1947 bis 1949 nicht unwesentlich verbessert. Das Gesamtdefizit konnte von 7,4 Milliarden Dollar auf 2,1 Milliarden Dollar verringert werden. Dabei verwandelte sich das Defizit gegenüber anderen Slaaten als den USA von 1,8 Milliarden Dollar in ein Aktivsaldo von 200 Millionen Dollar, während das Defizit gegenüber den USA von 5,6 Milliarden Dollar auf 3,1 Milliarden Dollar verringert wurde. Der Grund für diese Verringerung lag vor allem in der Verminderung der Bezüge aus den USA um 1,6 Milliarden Dollar und in einer Aktivierung der Dienstleistungsbilanz, deren Passivsaldo von 500 Millionen Dollar in ein Aktivsaldo von 300 Millionen Dollar verwandelt wurde. Die Exporte Europas nach den USA stiegen lediglich von 1,0 auf 1,1 Milliarden Dollar und blieben damit gegenüber 1948 um 200 Millionen Dollar zurück, wogegen die europäischen Exporte in alle anderen Staaten kontinuierlich gestiegen sind.

Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, daß die Lösung des Dollarproblems von zwei Seiten her erfolgen kann, nämlich durch eine Verringerung der amerikanischen Exporte nach Europa oder durch eine Erhöhung der europäischen Exporte nach den USA. Meistens wird das Dollar-Problem so dargestellt, als ob es ausschließlich auf die amerikanische Unfähigkeit zu importieren zurückzuführen sei. Wenn man aber die vor kurzem veröffentlichten Zahlen der amerikanischen Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 1950 näher ansieht, — in diesen Zahlen sind die Auswirkungen des koreanischen Krieges noch nicht enthalten — so wird man bemerken, daß sich diese Bilanz

gegenüber dem Jahr 1949 außergewöhnlich gebessert und normalisiert hat. So betrug das Dollaxdefizit nur noch 739 Millionen Dollar, in welcher Zahl die Zunahme des Exports der europäischen Staaten um 12 Prozent enthalten ist. Diese Verbesserung der Zahlungsbilanz gegenüber den Vereinigten Staaten ist nicht nur allein auf die Währungsabwertung im Jahre 1949 und eine Erhöhung des Dienstleistungsverkehrs bzw. auf die Reisen amerikanischer Touristen nach Europa zurückzuführen, sondern auch auf die Bemühungen der europäischen Staaten, ihre Exporte nach den USA und in die Dollarzone durch eine aggressive „sellihg* weiter auszudehnen.

Wir wollen hier nicht lange bei den Dollarförde-rungs-Exporteinrichtungen Großbritanniens, Hollands, Belgiens, Italiens usw. verweilen, sondern gleich auf die entsprechenden Einrichtungen, die in diesem Jahre in Osterreich ins Leben gerufen worden sind, eingehen.

Es sei noch vorweggenommen, daü sich die Ausfuhr Österreichs nach den Vereinigten Staaten Im Monat Oktober auf 58,7 Millionen Schilling erhöht bat so daß die USA nach Westdeutschland dem Umfang nach zum zweitwich-tigsren Abnehmerstaat österreichischer Waren geworden sind. Dieser erfreuliche Anstieg Ist nicht allein auf die durch den Koreakonflikt hervorgerufene Konjunktur für die erhöhte Einfuhr von Rohstoffen wie Magnesit, Aluminium, Eisen u. dgL zurückzuführen, sondern in dieser Zahl fällt eine besonders hohe Quote den lohnintensiven österreichischen Fertigwaren zu.

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