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Vom Barock bis zu Delibes

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Der Rundblick auf die Bregenzer Festspielzeit 1963 bliebe unvollständig, versäumte der Besucher das Erlebnis der Ausstellung barocker Malerei, die von der Landeshauptstadt Bregenz vom 6. Juli bis 30. September im Künstlerhaus, Palais Thurn und Taxis durchgeführt wird.

Der Bodenseerauin, der hier zum Kunstfreund spricht, stellte schon Ende des Mittelalters keine politische Einheit mehr dar. Bier. tejsitprtele Zersplitterung-:. bewirkte Stavhche. .Vielfalt,und-’lokale Frei- heitsliebe, -ließ aber ;keine vermögenden Mäzenaten aufkommen. So erlebten die Barockmaler dasselbe Schicksal wie die Baumeister aus dem Bregenzer Wald: wollten sie schaffen, mußten sie Weggehen. Gerade angesichts der 15 Gemälde von Fianz Anton Mauibertsch, der 1724 in Langenargen am Bodensee geboren wurde und 1796 in Wien gestorben ist, klagen unsere Freunde vom jenseitigen Seeufer, daß sie ihren Großen infolge der damaligen Macht- und Geldverteilung an Österreich verloren haben.

Aus Konstanz gehen Kaspar M ember g e r nach Salzburg und Lobias Pock nach Wien. Matthäus Zehen- deraus Mergentheim findet sein Arbeitsfeld in Bregenz, doch ist dies rühmliche Ausnahme. Vorarlbergs größte Tochter, Angelica Kauffmann, wirkt in London, in Venedig und Rom. Zeichnet man die Herkunftsorte jener Bilder in die Karte Europas, sieht man eine weite Streuung, Ehre für die Meister, aber Verlust für ihre Heimat, wo die Erben einmal im Jahrhundert schauen dürfen, was die Väter schufen.

Besonderes Lob gilt dem Text und den 54 Bildern des Kataloges, der zu einer ansehnlichen Kunstgeschichte des Barock geworden ist.

1964 wird die Plastik der Barockzeit am Bodensee den Reigen der Ausstellungen sinngemäß runden.

„Der Schwierige” von Hugo von Hofmannsthal fand beim Bregenzer Publikum eine über alles Erwarten freundliche Aufnahme. Jene morbide Wiener Schichte, wie sie Hofmannsthai mit wohl etwas zu starken Linien zeichnet, hat in Vorarlberg niemals bestanden, so daß das Stück nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich in eine weite Feme führte. Es war vor allem das glänzende Spiel von Robert Lindner, Adrienne Gessner, Peter Weck, Philipp Zeska, Aglaja Schmid, Jane Tilden und sämtlichen anderen Rollenträgern, die über die thematische Begrenzung hinweg die Zuschauer in ihren Bann schlugen,

„Sy1via” von Leo Delibes auf dem nächtlichen Bodensee war eine Glanzleistung besonderer Art. Das Bühnenbild von Walter Hoess1in und die Choreographie von Erich Walter haben aus dem Spiel da9 Möglichste herausgeholt. Stärker als bei Oper und Operette wurde der Bodensee in die Handlung einbezogen; Schiffe kommen und gehen, sogar schwimmend kommen die Wassergeister heran. Vor allem entzündet die Lichtwirkung der neuen Beleuchtungsanlage eine geschlossene optisch-akustische Symphonie.

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