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Auch kleine Dinge

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Unsere kleinen Freunde. Von Pearl S. Buck. Paul-Zsolnay-Verlag, Hamburg-Wien. 156 Sei- len. Preis 44.50 S. — Der Gaukler Unserer Lieben Frau. Von Hans Homberg. Zeichnungen von Ernst v. Dombrowski. Eduard-Wancura-V erlag. Wien-Köln. 110 Seiten. Preis 86 S. — Die komplette Antike. Ergänzungen von Walter Blau. Entwurf und Gesamtregie L. Buchheim. Verlag Lothar Günther Buchheira, Feldafing bei München. 30 Tafeln. Preis 7.80DM.

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Unsere kleinen Freunde. Von Pearl S. Buck. Paul-Zsolnay-Verlag, Hamburg-Wien. 156 Sei- len. Preis 44.50 S. — Der Gaukler Unserer Lieben Frau. Von Hans Homberg. Zeichnungen von Ernst v. Dombrowski. Eduard-Wancura-V erlag. Wien-Köln. 110 Seiten. Preis 86 S. — Die komplette Antike. Ergänzungen von Walter Blau. Entwurf und Gesamtregie L. Buchheim. Verlag Lothar Günther Buchheira, Feldafing bei München. 30 Tafeln. Preis 7.80DM.

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Als Tochter eines Missionärs hat Pearl Buck viele Jahre in China verbracht. Sie widmete ihr dichterisches Lebenswerk der Idee, Ostasien den Amerikanern nahezubringen. Die drei graziösen, filigranen Erzählungen, die in dem Buch „Unsere kleinen Freunde“ zu einem duftenden Strauß gebunden sind, zeigen mit verschiedenen Farben das Fremde jener fernen Welt und zugleich das Verbindende von Mensch zu Mensch. „Ich werde euch eine winzige Geschichte darüber erzählen, wie ich als kleines Mädchen in China war.“ So spricht die Amerikanerin, und nun sitzen wir neben ihren Kindern und hören mit wachsendem Entzücken von dem Leben der chinesischen Menschlein.

Ins Tragische aber wächst die Kunst der Dichterin, wenn sie mit der zweiten Erzählung von der Springflut berichtet, die ein japanisches Dorf samt allem Lebenden völlig zerstört. Aus einer sanften Idylle wird hier das heroische Bild eines Volkes: „Angesichts des Todes leben macht uns tapfer und stark. Daher fürchtet unser Volk nie den

Tod weil wir verstehen, daß Leben und Tod einander brauchen.“ Die Späteren bauen das Dorf an derselben Stelle wieder auf, an der die Flut alles vernichtet hat.

In der dritten, letzten, Erzählung des Bandes beglücken uns die Pastellfarben der zarten Heiterkeit: Eine Amerikanerin fährt mit ihren beiden kleinen Mädchen von Schanghai zurück nach Kalifornien. Sie hat es nicht leicht, die unruhigen Kinder zu betreuen. Bei einem kurzen Aufenthalt des Schiffes in der japanischen Hafenstadt Kobe nimmt sich ein fremder alter Herr der drei Reisenden an; er bereitet ihnen und sich selbst einen Tag voll Fröhlichkeit und Vergnügen. Aber wie das Schiff wieder unterwegs ist, wird sich die Dame zu ihrem Schrecken bewußt, daß sie vergessen , hat, den gütigen Herrn nach keinem Nämeri trnd seiner Adresse zu fragen. Wie“ soll sie ihm für allés Schöne danken? Vielleicht wird eines Tages dieses Buch in seine Hand kommen und ihm sagen, „daß drei Amerikanerinnen nie den glücklichen Tag vergessen haben ..

Mit dem Buch „Der Gaukler Unserer Lieben Frau“ steigt Hans Homberg, wie er in seiner Quellenangabe erklärt, „in dçn Schacht der Vergangenheit“. Er erzählt Geschichten von einst, aus dem Mittelalter; er legt ein lustiges Narrengewand an, um verkleidet und vermummt an die Quellr des reinen Glaubens vorzudringen. Da ist vor allem die Sache mit dem Gaukler, der sich gottes- fürchtig von dem äußerlichen Glanz seiner Erfolge abkehrt und als Laienbruder in einen Mönchsorden ein- tritt. Aber beim besten Willen gelingt ihm nicht, es den Mönchen an stiller Versenkung gleichzutun. Erst wie er seine alten Künste als Springer und Jongleur der Muttergottes darbringt, steigt Mari mit den Engeln zu ihm herab. Der Prior begreift, wie aus dem scheinbaren Sakrileg ein gottgefälliges Werk wird; er begreift, daß der Mann vom Jahrmarkt auf seine Art dem Ewigen huldigt.

Dann berichtet uns Hömberg noch von den überaus seltsamen Erlebnissen eines Eremiten mit einem schönen Fräulein und von dem klugen Spiel, das ein Kardinal mit zwei Bettlern treibt. Hömberg ist selbst ein Jongleur; mit der Gewandtheit des Artisten schaukelt er auf einem dünnen Seil. Aber er findet immer wieder den festen Boden. Dies mitzuerleben erregt und beglückt den Leser. Da® reizvolle Buch erhielt das sinnreiche Äußere eines uralten Folianten. Die Zeichr mgen, die Ernst v. Dombrowski beigefügt hat, passen sich aufs vollkommenste der antiquierten, erheiternden Sprache des Erzählers an; ein frommer Schelm blickt aus ihnen zum Himmel.

Den rr.utrgen Sprung aus der Gegenwart ins klassische Altertum wagt Walter Blau mit seiner „Kompletten Antike“. Ein Mann, der Heiterkeit versteht und auch bei uns den Sinn dafür voraussetzt, versucht es, auf harmlos freche Art die berühmten Skulpturen umzudeuten. Er gibt ihnen mit Photomontagen und Texten einen neuen Sinn. Wohl ist es ein Un-Sinn, aber echter Witz macht das Blättern in diesem „Museumsführer“ zu einem vergnüglichen kleinen Erlebnis.

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