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Auf dem Weg in die Zukunft

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PUB EINE BIENENDE UNB ABME KIBUHE, Von Vv M, i, C m . r, An aetn Enn Miiiehen ilSsrisiit von NorktH B o o h o 11. M ithi -öriiniw ld Veri , Mulm 1993. IST Helten.

Wir sind die Gestalt der Kirche gewohnt, so wie wir sie eh und je erlebten: Kirche als Masse mit Hierarchie, Autorität und Repräsentation. Ais Macht in der Geschichte, und beladen mit dem Prunk der Jahrhunderte. Wir nehmen diese Gestalt hin. Suchte jemand einen Widerspruch aufzuzelgen zwischen Ohrlstus und der apostolischen, frühchristlichen Zelt einerseits und dem machtvollen Repräsentationsprunk und Autorltäisanspruch von heute anderseits, empfanden wir dies als Angriff, schärften die Waffen der Verteidigung und verdeckten damit nur zu oft die eigene Unruhe und Unsicherheit.

Nun fand das Konzil statt, und auf ihm bricht Untergründiges auf: Was bisher als von außen kommend und als unberechtigter Vorwurf galt, wurde plötzlich als Anliegen aus der eigenen Mitte heraus begriffen.

Congar spricht von all dem im vorliegenden Bändchen. Er darf es; Ein Beitrag diese Bändchens geht zurück auf inen Vortrag vor Konzilsvätern in Rom. Was et theologisch, biblisch, geschichtlich erarbeitet und in einer Reihe bezeichnender Termini und repräsentativer Gestalten an uns vorbeiziehäri” läßt, ist nach den dokumentarischen Belegen auf den letzten Seiten des Buches die stimme der Kirche von heute.

Gänger meint! „Wir befinden uns gegenwärtig in der Periode der Wiederentdeekung unsere eigenen Erbes Die Rückkehr zu den Quollen hat bereits anfänglich die Wiederentdeekung zweier religiöser Wlrkliehkeiten erzwungen, denen gegenüber die Autorität Ihre Wahrheit finden muß: die Gnadenwirksamkeit des lebendigen Gottes und die heilige brüderliche Gemeinschaft der Gläubigen.” Von daher läßt sich die Überwindung der Verrechtlichung in der Kirche erhoffen, daß nicht mehr nur auf die formale Gültigkeit der Dinge geachtet, sondern auch deren Sinn stärker befragt werde. „Die Bewegung der Rückkehr zu den Quellen muß zur Wiederherstellung einer ganz dem Evangelium gemäßen Auffassung der Autorität gelangen, die zugleich ganz théologal und ganz gemeln- sthafisbezogen ist.”

Kirche und Hierarchie ist im letzten Dienst und soll in diesem Dienst die Kenosis Christi mitvollziehen zu den Armen hin und in die Armut. Hier stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkelt der bisher üblléhen kirchlichen Insignien - und Würdezeichen, die meist weltlichen Ursprunges sind, öb neue Würdezeichen, die für den Menschen von heute verständlich sind, so leicht zu finden ein werden?

Aber: Congar ist kein Revolutionär. Er weiß um historische Entwicklungen, und glaubt man einmal, er gehe in seinen Folgerungen zu weit, er entferne sich zu stark von den Realitäten dös In-der-Welt- Seina, verrät ein Nebensatz, eine kleine Bemerkung seinen nüchternen Sinn.

Und ob nicht doch etwas übersehen wurde? Als der Rezensent dies Buch las, fügte es sich, daß er sich gleichzeitig und wieder einmal mit dem Hauptgesetzeswerk seine Ordens, mit den Konstitutionen, befassen mußte. Der Text dieser Konstitutionen ist in seinem spirituellen Teil mehr als vierhundert Jahre alt und wurde bisher unverändert bewahrt. Dieser Text weist in seiner Tendenz zurück auf Franz von Assisi, dessen Werk eben damals er-

neuert und an die Zeiterfordernisse angepaßt werden sollte. Was hier in diesem Text über Ämter gesagt wurde, Ist schlechthin ident mit dem, was Congar biblisch als Erfordernis für die Kirche erarbeitet. Was also vielleicht übersehen wurde, ist dies: Das Wissen, daß Amt Dienst sei und Liebe zu den Armen und zur Armut zur Christusförmigkeit gehöre, wurde in der Kirche nicht vergessen. Es wurde in ihr von bestimmten Kreisen gelebt auch zu jenen Zeiten, In denen das weltliche Kleid der Kirche sehr prunkvoll und ihr Arm im weltlichen Bereich sehr mächtig war und es vermutlich sein mußte.

Nun scheint es beglückenderweise so zu sein — die vorliegenden Abhandlungen Congars und die Konzilsdokumente legen dafür Zeugnis ab —, daß auch die Gesamtkirche auf ihrem Weg in die Zukunft sich wieder zuinnerst für diese Gestalt der Christushaftigkeit entscheiden will.

Dieses Bändchen mit den drei Untersuchungen Congars und dem dokumentarischen Anhang bietet wertvolle Hilfe, diese Entwicklung zu verstehen und so besser mitzuvollziehen.

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