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Neue Lyrik

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Sage des Herzens. Gesammelte Gedichte. Von Siegfried F r e 1 b e r g. Paul-Neff-Verlag, Wien. 93 Seiten. — A LoabI Brot vo dahoam. Mundartgedichte aus dem verlorenen Süd-mähren. Von Karl Bacher. Europäischer Verlag, Wien. 79 Seiten. — Sprich auch dul Gedichte. Von Lois S c h 1 f e r 1. Verlag Stehllcek & Pühringer, Wien - Atzgersdorf. 113 Seiten. — Sicht Ins Blaue. Gedichte. Von Bernhard Simm Inger. Verlag der Sankt-Paulus-Druckeret, Luxemburg. 149 Seiten

Siegfried Freiberg gab un6 sein Bestes im realistischen Roman. Jetzt legt er, anläßlich seines 50, Geburtstags, seine Lyrik gebündelt vor. Es ist kein Zufall, daß das beste Stück der Sammlung, „Unser Birnbaum“, wiederum ein realistisches Gedicht ist: einfach und klar, stark, eigenartig und 6icher. Aber der Dichter ist auch durch die Schule des Expressionismus hindurchgegangen. Der Symbolismus zog ihn zeitweilig an. Er liebte in seiner Frühzeit den barocken Ausdruck. Er bevorzugt jetzt das 6inn6chwere, mitunter sinndunkle Gedankengedicht. Das ergibt thematisch und stilistisch eine bunte Vielfalt, jedoch zusammengehalten durch des Dichters lebensfrommes Herz und durch seinen immer „geraden Willen“, mit allen Kräften der Kunst zu dienen. Auf ein paar Kostbarkeiten sei noch besonders hingewiesen: „Ewigkeit will uns Gedichte schenken“, „Abend in Girgenti“, „Trost“, „Zuversicht“. — Karl Bacher, der Altmeister unserer jetzt lebenden Mundartdichter, beschenkt uns wieder einmal mit guter Hausmannskost, mit Gedichtbrot aus seiner südmährischen Heimat, mit „Schmölln“ und mit „Rindnstückln“. Er versteht es, dem Volk „aufs Maul zu schauen“. Er versteht sich, ein Sprachkünstler hohen Ranges, gleich gut auf Ernst und Heiter, Derb und Zart. „Ent und herent“, „Zeitige Kö'ndln“ und viele andere Stücke, man kann sie nicht mehr vergessen! — Ein anderer namhafter Mundartdichter ungefähr der gleichen Landschaft, nämlich des niederösterreichischen Weinviertels — Lois S c h i-f e r 1, spricht diesmal auf Hochdeutsch zu uns. Seine Strophen und Rhythmen verdanken

manches Billinger und Weinheber. Die Art, wie er die Dinge sieht, hat etwas mit Kramer Verwandtes. Doch findet er schon mehr und mehr zur eigenen Weise. Am besten gelangen: „Der Ver6“, „Wir wollen in die Felder gehn“, „Bildnis“, „Frauenklage 1945“, „Das Jahr geht zu End“. Marchteld, Weinland, Pulkautal, Volk und Brauch seiner Heimat, in diesem Dichter nehmen sie wirklich allmählich Stimme an. — Luxemburg vermittelt uns die Bekanntschaft mit dem Prie6terdichter Bernhard S i m m i n g e r, der als Bergpfarrer in Bur6cheid lebt. Das Buch, ein lyrisches Gesamtwerk, enthält, unerbittlich streng gesichtet, Gedichte (auch balladeske) aus den letzten zwei Jahrzehnten. Es ist betont eigenartig, ja eigenwillig, nur schwer vergleichbar. Doch fällt einem manchmal George dabei ein, auch Thrasolt, und das hängt wohl nicht zuletzt mit der rheini6ch-saarländischen Landschaft zusammen; aber auch die Österreicher Suso Waldeck und Franke. In großer Werkgeduld, in härtester Spracharbeit, in der äußersten Zucht der Sinne und des Sinnes sind diese Gedichte Gestalt geworden. Hier wiegt alles 6chwer. Hier gibt es nichts landläufig Gefälliges, keine Ausgeburten der Laune und des Zufalls, keine Früchte der Verführung durch den puren Intellekt oder das bloße „Gefühl“. Diese melodisch enthaltsamen, oft kargen Verse verzichten asketisch auf alles Halbe und Beiläufige, auf jedes Geklingel und den „schönen Schein“. Ein klares Auge, nicht lieblos, aber feind allen Illusionen, sah in die Welt, sah den Menschen dieser Zeit und — hob 6ich dann zur „Sicht ins Blaue“: ins Transzendente nämlich, ins Absolute.

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