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Trotz Schrecken geliebt

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Trotz Terror und Tod ist Afrika für viele Touristen ein beliebtes Reiseziel; Impressionen über Kampala, die Hauptstadt Ugandas.

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Trotz Terror und Tod ist Afrika für viele Touristen ein beliebtes Reiseziel; Impressionen über Kampala, die Hauptstadt Ugandas.

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Afrika, der schwarze Kontinent - Schreckensmeldungen und drastische Bilder von Not, Elend und Tod gehen um die Welt. Trotz allem zieht immer Touristen in den armen Kontinent, um das Flair von Wüste und Safari zu spüren.

Heiße Luft schlägt einem am Flughafen in Entebbe entgegen, den kurzen Weg vom Flugzeug ins Flughafengebäude, das größenmäßig an Graz oder Salzburg erinnert, legt man zu Fuß zurück. Der einzige Zubringer wird fürs Gepäck benötigt. Was auf dem Rollband nach einer Stunde daherkommt, ist aber abenteuerlich: verschnürte Kartons vom Ausmaß eines Kleiderkastens, Körbe, Schachteln und vorsintflutliche Kofferdesigns in verschiedensten Formen und völlig verbeult. Alles, was in Nairobi nicht schon verschwunden ist, fährt hier im Kreis.

Es herrscht Krieg zwischen Arm und Reich, Schwarz und Weiß. Kampala, die Hauptstadt Ugandas, genießt jedoch noch ruhig die frischgewonnene Stabilität nach Idi Amin, Bürgerkrieg und Obote. Modern und weiß ragt das Sheraton aus dem Stadtzentrum. Gesäumt von einem äußerst gepflegten Garten, besiedelt von lieblichen Pavillons, in denen man Kunsthandwerk kaufen oder Tee trinken kann, bietet es alles, was das Herz begehrt - der großstädtische Luxus kontrastiert mit der Armut dreijähriger Straßenkinder.

Furchtlos bewegt man sich als Weißer durch die Stadt, die Schwarzen sind hilfsbereit und freundlich. Fragt man nach dem Weg, kann es vorkommen, daß man in der ärgsten Mittagshitze eine halbe Stunde zu Fuß begleitet wird, bis der Zielort sichtbar ist. Nach Straßennamen zu fragen ist jedoch meist erfolglos. Abgesehen von den großen, asphaltierten Hauptstraßen sind die meisten unbenannt. Die Bewohner der Stadt kennen zwar ihr Quartier, wissen jedoch mit Namen nichts anzufangen. Plastische Beschreibungen markanter Gebäude helfen da schon eher, und Baudenkmäler gibt es wahrlich genug.

Im Gegensatz zum Nationaltheater, ein moderner Bau mit interessanter, gelöcherter Fassade — den Oberschichten - bietet das Pride Theatre auf der Hoima Road echtes Volkstheater. Die Aufführungssprache ist Luganda. Meist jedoch sind die Botschaften der Schauspieler auch in der fremden Sprache leicht verständlich. Mimik, Gestik und Musik sind deutlicher als tausend Worte.

DAS LAND DER RHYTHMEN

Überhaupt ist Afrika ohne Musik unvorstellbar: in jedem Matatu (Kleinbus, der als öffentliches Verkehrsmittel dient) wird das heftige Schütteln auf unebenen Straßen von Trommelrhythmen und African Beat begleitet, aus Geschäften und Märkten tönen gleichfalls immer beschwingte Takte. Rasch, mit tanzenden Hüften dem Rhythmus folgend, den Blick wie ein träumender Hans-Guck-in-die-Luft auf das bunte Menschengewühl gerichtet durch Kampala zu wandeln, empfiehlt sich allerdings nicht: tiefe Löcher sind immer und überall am Gehsteig, Steine und Pflaster stehen kantig hervor, Stolpergefahr ist immer gegeben.

Besonders die Nacht ist gewöhnungsbedürftig: Straßenbeleuchtung gibt es selten, das rege Treiben des Tages setzt sich nahtlos bei Kerzenlicht fort. Die Dunkelheit bricht rasch herein, lautes Stimmengewirr, dunkle Gestalten, finstere Geschäfte und lange Schatten erscheinen dem ungeschulten weißen Auge leicht bedrohlich. Romantisch und eindrucksvoll bleibt die Nacht dennoch: gnädig verdeckt sie Staub und Dreck auf den großartigen Resten kolonialer Architektur. Bei Tag ergötzt sich der Formfetischist an feinen, durchlöcherten Gesimsen und ausgeklügelten Proportionen kubischer Formen. Glasbausteine, Türme und interessante Ecklösungen finden sich überall, die Lage Kampalas auf sieben Hügeln erzeugt dynamisch treppenartig ansteigende Dachgesimse und wunderbare Ausblicke über die weit ausgedehnte Stadt. Rote Erde liegt auf den Straßen, sattes Grün ragt zwischen den kubischen Hausformen, roten Dächern, Kirchtürmen oder Moscheen hervor. ,

Uganda ist ein fruchtbares Land: Ananas, Papaya und Mango gibt es 24 Stunden lang überall zu kaufen, kleine süße Bananen wachsen einem direkt in den Mund. Wer über Land fährt, staunt über die vielfältige Landschaft: Trompetenbäume, Palmen, Kokosnüsse, Steppen, hohe Berge, sanfte Hügel in sattem Grün oder wüstenhafte Kakteen hat das Land zu bieten. Und unversehens kann man sogar einem Schimpansen begegnen. Sehnt man sich nach Gorillas oder Elefanten, muß man allerdings einen der Nationalparks in Uganda aufsuchen. Löwen sieht man selten, doch Hippos gehören schon zum Alltag im Queen Elisabeth Park. 100 Kilometer weiter südlich sieht der Alltag jedoch ganz anders aus.

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