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Mein Südtirol
Während zwei Tiroler Verlagsanstalten in schöner Eintracht daran sind, alle die kostbaren Schilderungen, die Dr. Petrus Klotz von seinen Reisen um das Rund der Erde und bis an ihre äußersten Ränder heimbrachte, zu einem vierbändigen Gesamtwerk zu vereinen, das seinesgleichen schwerlich finden wird, legte — gewissermaßen als dieses Werkes Ausklang und Krönung — St. Peter, Salzburg, einen schmalen Band aus der begnadeten Feder seines Erzabtes vor. Wie die Heimkehr von vieljährigen, weltweiten Wanderungen in das bergumkränzte Kindheitsparadies an der Etsch mutet es an, dieses kleine Buch einer großen Liebe, das als Widmung die Worte trägt: „Auf das Grab meiner Eltern.' Mit innigerem Dank kann ein Mann in Silberlocken, von den Beschwerden des Alters nicht mehr verschont, doch immer noch „mit der Jugend heiter leuchtender Spur auf der Stirne', von seiner Heimat nicht reden, von seinem lieben Vaterhaus und von all den anderen Menschen, die ihm einstens teuer waren, nun aber längst dahingegangen sind. Wie denn, fragt Klotz, dürfte er, der so viel über ferne, fremde Länder und Völker schrieb, von seiner Heimat schweigen? Ihre Schönheit, die kraftvolle, biedere Eigenart ihres Menschenschlages zu künden, empfindet er geradezu als „heilige Pflicht“. Die Inbrunst, mit der er sich dieser Pflicht unterzieht, läßt den Schilderer immer wieder zum Dichter werden. Was er von dem gottgesegneten Stück Land am Fuße der Mendel erzählt, von seinen sonnigen Rebengeländen und Kastanienhainen, seinen Wäldern und Burgen und Bergen, seiner sagenumrauschten Vergangenheit, seinen Liedern und Sitten, das ist in der Tat hochbeschwingte Dichtung in Prosa. Freilich muß er nicht ohne Wehmut feststellen, daß sich auch dort mancher Wandel der Zeit bemerkbar mache, so etwa das Schwinden der alten, malerischen Heimattracht. Aber was sich der Kälterer unverbrüchlich bewahrt habe, das sei sein frommer, gläubiger Sinn. Auch dieses Buch wird, gleich den vielgelesenen und vielgeliebten Bänden des Reiseschilderers, von dem Behagen eines wahrhaft herzerquickenden Humors durchsonnt. Eines aber, so befürchtet er in seinem Schlußwort, werde vielleicht mancher Leser in diesem Buche vermissen: Anspielungen politischer Art, ersehnte Antwort auf brennende Gegenwartsfragen. Solche seien mit Absicht vermieden worden. In einer aus den Fugen geratenen Welt, in der ganze Völker in bitterste Not geraten oder gar heimatlos geworden seien, müßten seine Landsleute dem Herrgott dankbar sein, der ihnen ihre schöne Heimat erhalten habe und der allein letzten Endes ihr Schicksal formen und ihre Geschichte schreiben werde.
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