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Blacher und Mehta am Pult
Nach Aram Chatschaturian und Werner Egk hatten die Wiener Philharmoniker als dritten zeitgenössischen Komponisten den in Berlin lebenden Boris Blacher, anläßlich seines 60. Geburtstags, eingeladen, ein Abonnementkonzert zu dirigieren. Es entbehrte nicht der Pikanterie, daß Blacher als erstes Werk Alexander Skrjabins „Poeme de l'E x t a s e“ aufs Programm 6etzte. dieses schwelgerische, hochromantische Werk für Riesenorchester. Ein größerer Gegensatz zu Blachers eigenem Stil der Aussparung, klanglicher Askese, intellektueller Kühle und zeichnerischer Klarheit ist kaum denkbar. Eine Probe davon boten die Fünf Spirituals, die Blacher für mittlere Stimme und fünf Instrumentalsolisten arrangiert hat und die von der dunkelhäutigen Vera L i 111 e mit schöntimbriertem, kräftigem und ausdrucksvollem Mezzosopran authentisch vorgetragen wurden. Sie war auch die Solistin der drei Gesänge R a v e 1 s mit dem Titel „S h k h t r a-z a d e“: feinen, hochdifferenzierten, impressionistischen Tongemälden, die so poetisch sind, wie der Name des Textautors Tristan Klingsor. — Die häufig gespielten virtuosen Paganini-Varia-t i o n e n beschlossen das interessante Konzert, als dessen zwar unroutinierter, aber suggestiver Dirigent sich der Komponist Boris Blacher erwies.
Zubin Mehta leitete das 6. Konzert im Zyklus „Die Große Symphonie“ im Musikverein. Wir kennen den jungen Inder seit seinen Anfängen als Schüler der Dirigentenklasse von Prof. Swarowsky, dann an der Spitze eines Kammerensembles, das Schönbergs „Pierrot lunaire“ aufführte sowie aus späteren Konzerten, als er bereits „arriviert“ war. Auf alle Fälle besitzt Mehta einen sechsten Sinn für Jede Art von Effekt, der in einer Partitur steckt, und diesen versteht er glänzend zur
Geltung zu bringen. Ob er sonst von der Musik, die er dirigiert, wirklich etwas versteht, begreift,erfühlt?Bei Beethovens überhetzter und überhitzter Achter Symphonie konnten einem Zweifel anwandeln. Und auch Prokofieffs 3. Klavierkonzert mit dem großartigen Leonard P e n n a r i o als Solisten ist kein ganz so grobes und handfestes Stück, wie es uns Mehta darstellte. Und Mus-sorgskys „Bilder einer Ausstellung“ in der Instrumentation R a v e 1 s? Hier kam die Brillanz Mehtas und die der Wiener Symphoniker bestens zur Geltung, und das Publikum war, wie
Der Komponist Boris Blacher schon vorher über den Solisten, mit Recht begeistert, obwohl Mehta den polnischen Ochsenkarren, Bydlo genannt, mit einem russischen Tank und die Hütte der Baba-Yaga mit der Apokalypse verwechselt.
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