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Damen regieren in Graz
Mit einigen hübschen Aufführungen gehen die Grazer Vereinigten Bühnen aus dem alten ins neue Jahr, ln der Oper ist Donizettis „Lucia di Lammer- m o o r“ ein großer Erfolg geworden. Nicht wegen der schauerlichen und hanebüchenen Handlung nach Walter Scott, auch nicht wegen der Inszenierung, deren Möglichkeiten bei solchem Vorwurf von vornherein beschränkt sind, ja nicht einmal wegen der an sich recht hübschen musikalischen Qualität der von Alfred Walter geleiteten Aufführung, sondern einzig um der Darstellerin der Titelrolle willen. Die Intendanz hatte nämlich mit glücklichem Griff Mimi C o e r t s e für die Partie der Lucia engagiert. Es hat sich gelohnt: Frau Coertse ist wahrhaft ein Ereignis. Ihre prächtige Stimme, der die zartesten Töne ebenso zur Verfügung stehen wie die dramatischen Akzente, meistert mit Bravour und außerordentlicher Musikalität : diese schwierige Partie. Und dennoch bleibt es nicht bei der Vorführung einer makellosen Stimme, sondern Mimi Coertse hat sich in Lucia auch als Schauspielerin glänzend bewährt.
Weniger gut erging es Federico Wolf- Ferraris Neuinszenierung der „D r e i-
groschenoper . Was da unter dem Namen dieses einstmals so aggressiven Werkes über die Bretter schlich und das Publikum einschläferte, war nur ein schaler Aufguß. Diesem Haifisch hatte man die Zähne aber schon gründlich ausgebrochen.
Ungleich packender hingegen wirkte Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ in den Kammerspielen. Hier war — trotz der winzigen Bühne — von Regisseur Zecha, von Ruth Birk und Anton Lehmann die erregende Mischung aus Kabarett und antiker Tragödie in einer sehr dichten Aufführung richtig getroffen.
Zu Silvester gab es noch eine österreichische Erstaufführung: das Boulevardlustspiel „B 1 a i s e“ (deutscher Titel „Ein Mädchen für alles“) von dem Pariser Claude M a g n i e r. Hans Weigel hat das leicht frivole Stückchen in eine ansprechende deutsche Form gebracht, die — Gott sei Dank — keine Prussiazismen aufweist. Es ist ein fast makellos gebauter, überaus turbulenter Wirrwarr, wie ihn der alte Feydeau nicht besser hätte heraufbeschwören können.
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