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Ein österreichischer Tondichter in Rom
Aus Rom wird der „Furche“ geschrieben: Aus Anlaß einer musikalischen Feierstunde, die in der Kirche der Anima abgehalten wurde, trat mit der Uraufführung einer seiner musikalischen Schöpfungen ein österreichischer Tondichter hervor, der in seinem Schaffen die besten österreichischen Traditionen fortsetzt. Der Meister, Professor Dr. F. Z e h r e r, dirigierte selbst die Aufführung seines Tonwerkes „Psalm 1 1 6“. Der kurze inhaltstiefe Psalmtext, eine Aufforderung an alle Völker zum Gotteslob mit der zeitnahen Begründung, daß sich Gotteserbarmen an uns erfüllt habe und seine Treue in Ewigkeit währe, jubelt in packender, an Bruckner erinnernder, festlicher Polyphonie, die sich in der abschließenden trinitarischen Doxologie in einer achtstimmigen, meisterhaften Fuge als ein aus Wort, Gesang und Instrumentenklang sich zum Himmel türmender Dom des Gotteslobes über das Tränental erlebten Leidens wölbte.
In diesem neuesten Werke hat sich Zehrers angeborene Musikalität mit der meisterhaften Beherrschung der kompositorischen Durchführung und besonders der Instrumentierung auf außerordentlich glückliche Weise gepaart.
Mit diesem künstlerischen Erfolge hat sich dieser bedeutende steirische Komponist im Priesterkleide auch seiner österreichischen Heimat — in Eisenerz stand seine Wiege — nach langen Kriegsjahren erneut in Erinnerung gebracht. Schon als Gymnasiast in Graz hatte er seinen Gesangslehrer, den bekannten Kirchenkomponisten A. Faist, mit einer Aufführung eines selbstkomponierten größeren Orchesterstückes überrascht. Als Leiter des Grazer Theologen-Chores (1932 bis 1935) brachte er unter anderem seine erste große Orchestermesse im Grazer Dom zur Uraufführung, der an gleicher Stelle die seines „Te Deum“ folgte. Ein größeres Chorwerk mit Orchester mußte, in Stephaniensaal in Graz uraufgeführt, mehrmals wiederholt werden.
Zehrers besonderes Interesse galt der Königin der Instrumente, der Orgel; so stammen die Dispositionen der Orgeln von Preding, wie der von Eisenerz von ihm, zudem veröffentlichte er eine geschichtliche Abhandlung über die liturgische Bedeutung der Orgel und in einet weiteren Arbeit brachte er vielbeachtete Vorschläge für den Orgelneubau.
1939 bis 1943 studierte Zehrer als Meisterschüler an der päpstlichen Musikhochschule und holte sich 1943 mit ausgezeichnetem Erfolg den Doktorhut. In der römischen Periode folgen unter anderem „Die kleine Weihnachtskantate“ (1939), besonders aber das mit der „Sixtina“ dem weltberühmten päpstlichen Sängerchor und den römischen Symphonikern 1943 in der Anima-Kirche uraufgeführte Requiem, eine künstlerische Glanzleistung, die dem Komponisten denn auch die Berufung als Professor für Kontrapunkt an die päpstliche Musikhochschule eintrug.
Dort wirkt heute der 36jährige Maestro, von Kollegen wie von den Schülern aus allen Nationen hoch geschätzt, denn seine geradlinige Überzeugung, sein österreichischer Humor und seine überragende Musikalität hatten ihn vom ersten Tag seines Romaufenthaltes an als „Austriaco“ legitimiert.
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