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Freundliches Sommerspiel
Freundlich und gelöst gaben sich die Grazer Sommerspiele in ihrer diesjährigen Form — sympathisches Festspiel, ohne daß es billig-gefällig wäre. Das Programm war reich und dennoch nicht plakathaft bunt. So eignet den Spielen eine g’-visse Gelassenheit, die der veranstaltenden Stadt entspricht. Niveau-, und stilvolle Darbietungen, aber keine Sensation um jeden Preis — das wäre ein guter Weg, auf dem sich von nun an weitergehen ließe.
Ein kurzer Rückblick auf die musikalischen Veranstaltungen zeigt, daß die größte Anziehungskraft (sieht man vom „Cenodoxus” ab, über den in der „Furche” neulich berichtet wurde) auch diesmal von dem prächtigen Schloß Eggenberg ausging. Cimarosas „Musikmeister” und Mozarts „Bastien” sind hier bereits heimisch geworden. Ein hübscher Gedanke war es, in Eggenberg einmal Musik aus der Zeit der großen Barockkaiser zu spielen (Wiener Ensemble der Musikalischen Jugend); darunter befand sich auch eine Arie Leopolds 1., der fast drei Jahrhunderte zuvor im selben Saal seine Hochzeit mit Claudia. Felicitas gefeiert hatte. Gerne ho.fte’Wtjii à diéier’Ste’llé’âUch ÜWmakel- lose Singiülttir ‘ dés Ses’tetto Italiano : Luca Marénzio. ebefiso ‘W-’llkom-men war Vilmos Tatrai mit seinem Kammerorchester. Der Hof des Joanneums in der Stadt lieh seine vorzügliche Akustik der wundervollen Klanghomogenität des spanischen Pamplonachors und dem qualitätvollen Singen des Wiener Kammerchors.
Im Stephaniensaal war dann das Berliner Radiosymphonieorchester unter Fric- say zu Gast: größte Exaktheit, bewundernswerte Präzision, prächtige Bläser
— insgesamt aber doch sehr viel Lärm. Bartöks Concerto für Orchester allerdings war ein Ereignis. Alte Bekannte sind die Münchner Philharmoniker, die unter Fritz Rieger konzertierten und sich darnach mit dem Grazer Domchor zusammenfanden, um unter Anton Lippes Stabführung jenes Werk zu zelebrieren, das von Graz aus für die Welt erschlossen worden war — Franz Schmidts „Buch mit sieben Siegeln”. Die Jubiläumsaufführung wurde zu einem Triumph des Domkapellmeisters Dr. Lippe und seiner getreuen Mitstreiter.
Auch die Tanzkunst fehlte diesmal nicht: das American Festival Ballet präsentierte an zwei Abenden seine Stars Christine Hennessy und Kenneth Gillespie im Opernhaus. — Heimische Künstler ergänzten aufs glücklichste die Darbietungen internationaler Ensembles: Mozarts „Don Giovanni” hat im Renaissancehof des Landhauses einen geradezu idealen Schauplatz gefunden, und die Naturkulisse des Burggartens gab dem „Sommernachtstraum” romantische Atmosphäre. Die Gra zer Philharmoniker unter Günther Wich bewährten sich ruhmvoll in einem eigenen Konzert mit bekannten und wenig gehörten Werken des Barocks.
Es gab keinen rauschenden Schlußakkord. Dem neugefundenen Stil der Sommerspiele entsprach eben aufs schönste der Gedanke, mit einem Abend der Besinnung im sakralen Raum des Doms zu schließen. Zwei Grazer Künstler — Franz Illenberger und Walter Klasinc — erschlossen an diesem letzten Abend ihren Zuhörern die reiche und tiefe Welt Johann Sebastian Bachs.
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