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Oratorien, Tragödien, Tänze
Israel, „das Land, in dem jeder zweite ein Musikliebhaber und jeder dritte ein Amateurarchäologe ist“, wie kürzlich ein amerikanischer Publizist schrieb, hält gegenwärtig sein zweites internationales „Musik- und Drama-Festival“ ab. Vom 15. August bis zum 10. September wird in Israel konzertiert, Theater gespielt und Shakespeare gelesen. — Und nicht nur von den besten Kräften des Landes — so vom Israel Philharmonie Orchestra, da zu den sieben besten der Welt gehört —, sondern auch mit Teilnehmern, deren Namen überall etwas gelten.
Israel trat in die Reihe der „Festival-lärtder“ erst 1961, als es, mit mehr als 60.000 Hörern und Ausübenden, wie Pablo Casals, der im römischen Amphitheater von Cäsaraea spielte, Isaak Stern, Serkin, Milhaud, Budapests Streichquartett und anderen, seinen Anspruch anmeldete, als ernstes Musikland gewertet zu werden. Der Erfolg des Vorjahres gab den Veranstaltern, hinter denen die Regierung steht, den Mut, den Rahmen der Spiele derart zu erweitern, daß nun auch das gesprochene Wort, Drama und Rezitation, zur Geltung kommen, wobei, dem Charakter des Landes entsprechend, in der Wahl des Programms ein gewisser Akzent auf die Bibel gelegt wird. So wird Händeis „Judas Makkabäus“ — vom Israel Philharmonie Orchestra mit Murray Dickie, Raffaele Arie und Adele Addison als Solisten — zur Aufführung gebracht, ebenso D a 11 a p i c-c o 1 a s „H i o b“ und, als Erstaufführung, „Die Vision des Ezechiel“ von Ben-hayim.
Das Hauptgewicht wird natürlich wieder auf die Musik gelegt. Igor Strawinsky wird, ttotz seiner achtzig lahre, drei große Symphoniekonzerte in Jerusalem, Haifa und Tel Aviv dirigieren und der Amerikaner Van Cliburn, der den Tschaikowsky-Preis in Moskau gewann, wird als Solist auftreten. Einen anderen Höhepunkt des Festivals wird das Amadeus-Streichquartett darstellen, das, wenn es auch aus England kommt, die alte Wiener Tradition fortsetzt. Ebenso interessant verspricht das Auftreten des italienischen Kleinorchesters I Musici zu werden, das, ohne Dirigenten, die Virtuosentradition des 17. und 18. Jahrhunderts übernimmt, indem jedes Mitglied abwechselnd Solopartien spielt.
Das gesprochene Wort wird durch Sir John Gielgud und das Drama durch das griechische Piraikon Theatron zum Ausdruck gebracht. Gielgud, heute einer der bedeutendsten Shakespeare-Schauspieler, wird eine in drei Teile geteilte Auswahl aus den besten Werken Shakespeares unter dem Titel „The Ages c*f Man“ lesen, während das Piraikon-Theater. das kürzlich auch in Deutschland gastierte, acht Aufführungen der „Elektra“ von Sophokles geben wird.
Israel selbst steuert außer dem Orchester zwei Chorgruppen und eine Anzahl folkloristischer Tanzgruppen bei, von denen eine, die yemenitische „Inbal“, bereits in Amerika und in Europa bekannt ist. Es ist anzunehmen, daß die Tanzabende, die auch von Tänzern der israelischen Minoritäten, Arabern, Drusen und Tscherkessen, bestritten werden, zu den besonderen Attraktionen des Festivals gehören werden, wenn sie auch, streng genommen, den Rahmen eines Musik- und Dramenfestivals zu sprengen geeignet sind.
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